Die Lenk- und Ruhezeiten sind in Deutschland und der Europäischen Union gesetzlich geregelt. Um die Einhaltung dieser Vorgaben überprüfen zu können, müssen Berufskraftfahrer ihre Fahrten aufzeichnen. Für diese Dokumentation ist seit 2006 ein digitaler Tachograph zu nutzen.
Ein solcher elektronischer Fahrtenschreiber sammelt während der Fahrt spezielle Daten, die durch die Behörden beziehungsweise den Arbeitgeber oder das Unternehmen ausgelesen werden können. Für welche Fahrzeuge digitale Tachographen verwendet werden müssen, schreibt eine EU-Verordnung vor.
Wie muss ein Fahrtenschreiber, der digital funktioniert, bedient werden? Welche Sanktionen drohen, wenn ein digitaler Tachograph nicht vorhanden ist oder nicht korrekt aufzeichnet? Diese und weitere Fragen zu Thema betrachtet der nachfolgende Artikel genauer.
Inhaltsverzeichnis
Digitaler Tachograph – Ab wann ist dieser Pflicht?
Ein digitaler Fahrtenschreiber muss laut Gesetz bei allen Fahrzeugen über 3,5 t, die für den gewerblichen Güter- oder Personenverkehr verwendet werden, vorhanden sein. Auch bei Fahrzeugen ab neun Sitzplätzen für Fahrgäste muss ein solches EG-Kontrollgerät verbaut sein.
Für als LKW zugelassene Fahrzeuge ist bezüglich der Aufzeichnung von gewerblichen Fahrten Folgendes zu beachten:
- bis zu einem Gesamtgewicht von 2,8 t ist kein Fahrtennachweis notwendig
- zwischen 2,81 t und 3,5 t Gesamtgewicht ist ein LKW-Fahrtenbuch vorgeschrieben
- ab 3,5 t Gesamtgewicht muss ein digitaler Fahrtenschreiber vorhanden sein
Digitaler Tachograph: Ausnahmen
Wie oben bereits beschrieben, müssen nicht alle Fahrzeuge einen elektronischen Fahrtenschreiber besitzen. Darüber hinaus gibt es auch für Kfz über 3,5 t Ausnahmen, wenn es um die Nutzung digitaler Tachographen geht.
So benötigen Fahrzeuge, die nicht schneller als 40 km/h sind oder auf weniger als 50 km im Linienverkehr eingesetzt werden, keinen Tachographen.
Gleiches gilt für Fahrzeuge der Feuerwehr, Polizei, Streitkräfte oder Ähnliches sowie auch für Fahrzeuge der humanitären oder medizinischen Hilfe. Auch Fahrzeugkombinationen, die mehr als 7,5 t wiegen und nicht gewerblich eingesetzt werden, müssen keinen Tachographen eingebaut haben.
Darüber hinaus ist es auch gestattet, ohne Fahrerkarte zu fahren, wenn ein digitaler Tachograph Fehler (z. B. 81) aufweist oder die Karte defekt ist. Für maximal 15 Kalendertage ist dies gestattet, wenn ein Defekt oder Fehler nachgewiesen werden kann und die Behebung vor Fahrtantritt nicht möglich war.
Welche Daten speichert ein digitaler Tachograph?
Ein digital genutzter Tachograph speichert Informationen sowohl auf dem Gerät als auch auf der eingelegten Fahrerkarte. Neben den wichtigen Daten der Lenk-, Ruhe- und Bereitschaftszeiten werden auch die Lenkzeitunterbrechungen, die gefahrenen Kilometer sowie die Geschwindigkeiten aufgezeichnet. Jede Bewegung des Fahrzeugs wird so verfolgt.
Die Fahrerkarte verfügt über einen Chip, der die Fahr- und Arbeitszeiten des jeweiligen Fahrers für 28 Tage speichert. Ein digitaler Tachograph archiviert diese Informationen für 365 Tage. Darüber hinaus erfasst er für 24 Stunden alle Geschwindigkeiten sekundengenau sowie Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Fahrer müssen dafür sorgen, dass das Kontrollgerät einwandfrei funktioniert und korrekt aufzeichnet. Hierfür sollten sie sichererstellen, dass ein digitaler Tachograph die richtige Uhrzeit leicht einstellen kann beziehungsweise die Bedienung des Geräts dies ohne Probleme zulässt. Als Grundlage für diese Einstellungen dient die Koordinierte Weltzeit (UTC), von der die Geräte maximal 20 Minuten abweichen dürfen.
Aufgezeichnete Daten müssen archiviert werden
Der Arbeitgeber beziehungsweise das Unternehmen ist verpflichtet, die gesammelten Informationen sicher aufzubewahren. So müssen die Fahrerkarte alle 28 Tage, der Tachograph spätestens nach 90 Tagen ausgelesen werden. Die Daten sind für mindestens ein Jahr, als Arbeitszeitnachweis zwei Jahre, sicher, entweder ausgedruckt oder auf einem separaten Speichermedium, zu archivieren.
Einfache Bedienung? Wie ein digitaler Tachograph funktioniert
Wie zuvor erwähnt, funktioniert ein digitaler Tachograph nur mit einer eingelegten Fahrerkarte. Diese muss vor dem Fahrtantritt in das Gerät eingesteckt werden. Um Manipulationen vorzubeugen, kann dies nur bei Stillstand des Fahrzeuges geschehen.
In der Regel haben moderne Fahrtenschreiber zwei Steckplätze, so dass sich Fahrer abwechseln können. Entweder werden die Karten bei einem Wechsel der Fahrer in den jeweils vorgesehenen Kartenslot gesteckt oder durch einen Knopfdruck gewechselt. Dies kann von Gerät zu Gerät unterschiedlich sein.
Ebenfalls durch das Betätigen von Tasten können oftmals verschiedene Informationen eingegeben werden. So kann das Gerät häufig auch manuell in Pause oder auf private Fahrten umgestellt werden.
Zeigt ein digitaler Tachograph beispielsweise „out of scope“, bedeutet dies, dass eine Fahrt auf privatem Gelände, zum Beispiel dem Firmengelände, stattfindet. Ladezeiten, die zur Arbeitszeit gehören, jedoch nicht zu den Lenkzeiten zählen, sind in der Regel ebenfalls manuell einzustellen.
Ein digitaler Fahrtenschreiber sowie dessen Bedienung sollten also jedem Berufskraftfahrer, der einen solchen nutzen muss, vertraut sein. Der Arbeitgeber hat dafür Sorge zu tragen, dass die Fahrer mit dem Gerät richtig umgehen können. Eine Einweisung ist daher Pflicht. Für einige Fahrer ist ein digitaler Tachograph Neuland. Eine Schulung im Unternehmen ist oftmals eine Option.
Sanktionen für Verstöße gegen die Fahrtenschreiberpflicht
Ein digitaler Tachograph dient, wie erwähnt, der Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten sowie der Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen. Grundsätzlich steht hier die Verkehrssicherheit im Vordergrund, denn Unfälle durch Müdigkeit oder Zeitdruck stellen unter LKW-Fahrern immer noch ein Risiko dar.
Polizisten sowie auch Beamte der Bundesanstalt für Logistik und Mobilität (BALM) können die Daten auf dem Fahrtenschreiber mittels einer Kontrollkarte auslesen und so Verstöße gegen die Fahr- und Arbeitszeiten feststellen. Darüber hinaus kann ein digitaler Tachograph über ein Auslesegerät ebenfalls kontrolliert werden.
Stellen die Beamten bei einer solchen Kontrolle Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten oder die Geschwindigkeitsbeschränkungen fest, ist mit Sanktionen nach dem LKW-Bußgeldkatalog zu rechnen. Diese können sowohl gegen den Fahrer als auch das Unternehmen verhängt werden.
FAQ: Digitaler Tachograph
Der elektronische Fahrtenschreiber zeichnet alle relevanten Daten zu den Fahrten mit dem Lkw auf. Um welche Daten es sich handelt, erfahren Sie hier.
Nein, es gibt Ausnahmen. Hierzu zählen beispielsweise Lkw über 3,5 t, die nicht schneller als 40 km/h fahren können. Auch Fahrzeugkombinationen über 7,5 t brauchen keinen digitalen Tachographen, wenn sie nicht gewerblich eingesetzt werden.
Haben Sie verbotswidrig keinen Fahrtenschreiber im Lkw, folgen in der Regel 150 Euro Bußgeld für den Fahrer. Gleiches gilt, wenn der Tachograph nicht vorschriftsmäßig benutzt wird. Dann drohen auch dem Unternehmer 300 Euro Bußgeld.
Wo kriegt man das alles?
Kaufen? Wo? Wenn man den LKW bei z.b. Europcar anmietet, soll das alles drin sein oder soll der Fahrer eigenes Gerät haben?