Mit Gesichtsfeldausfall Autofahren – geht das?

Gefährdet eine Gesichtsfeldeinschränkung das Autofahren?
Gefährdet eine Gesichtsfeldeinschränkung das Autofahren?

Bevor Sie Ihren Führerschein erhalten, wird bei Ihnen ein Sehtest durchgeführt. Das liegt daran, dass Sehschwächen und andere Störungen der Sehfähigkeit im Straßenverkehr ein enormes Risiko darstellen und unter Umständen Menschenleben gefährden können.

Auch Gesichtsfeldeinschränkungen stellen für Betroffene beim Fahren eine Behinderung dar. Das Gesichtsfeld ist der Bereich, den eine Person visuell wahrnimmt, wenn sie ihre Augen nicht bewegt. Durch Netzhautschäden und Kopfverletzungen aber auch durch einen Hirntumor oder sehr häufig einen Schlaganfall kann es zu Beeinträchtigungen des Gesichtsfeldes kommen.

Doch bedeutet ein Gesichtsfeldausfall immer, dass Autofahren Ihnen verboten wird? Wie sieht es mit einer leichten Einschränkung beim Fahren aus? Dieser Ratgeber beantwortet die wichtigsten Fragen von betroffenen Patienten und geht auch auf das Thema Hemianopsie und Autofahren ein.

Müssen Sie bei Gesichtsfeldeinschränkungen das Autofahren aufgeben?

Die FeV klärt, wann Sie bei Gesichtsfeldausfall die Fahrerlaubnis behalten dürfen.
Die FeV klärt, wann Sie bei Gesichtsfeldausfall die Fahrerlaubnis behalten dürfen.

Laut Anlage 6 der Fahrerlaubnisverordnung (FeV) muss für die Führerscheinklassen A, A1, A2, B, BE, AM, L und T ein „gleichwertiges beidäugiges Gesichtsfeld mit einem horizontalen Durchmesser von 120 Grad“ nachgewiesen werden können. Das zentrale Gesichtsfeld, also der innere Bereich, durch den wir geradeaus schauen, muss bis 20 Grad normal sein.

Was bedeutet das? Mit diesen Gradzahlen ist gemeint, dass Sie, wenn Sie geradeaus schauen, von Augenwinkel zu Augenwinkel einen Sichtbereich von 120 Grad einsehen können müssen. Ein innerer Bereich von 20 Grad muss dabei besonders scharf sein.

Ist dies nicht der Fall, haben Sie eine Gesichtsfeldeinschränkung, die für den Führerschein zu stark ausgeprägt ist. Haben Sie diese Störung bereits vor der Prüfung, können Sie diese in der Regel gar nicht erst antreten.

Doch was geschieht, wenn Sie den Führerschein bereits gemacht haben, und nach einem Schlaganfall durch eine Gesichtsfeldstörung beim Autofahren behindert werden?

In diesem Fall sollten Sie sich beim Augenarzt in der Praxis oder in einer Klinik einer Untersuchung unterziehen. Können Sie den in der FeV verlangten Bereich von 120 Grad nicht mehr überblicken, müssen Sie bei Gesichtsfeldausfall die Fahrerlaubnis abgeben.

Unter bestimmten Umständen kann bei einer Gesichtsfeldeinschränkung fürs Autofahren auch ein fachärztliches Gutachten verordnet werden, um die Verkehrssicherheit beim Fahren zu gewährleisten.

Eine Hemianopsie im Straßenverkehr?

Trotz Gesichtsfeldausfall das Autofahren fortsetzen?  Ungeprüft und unbehandelt kann die Gefährdung hoch sein.
Trotz Gesichtsfeldausfall das Autofahren fortsetzen? Ungeprüft und unbehandelt kann die Gefährdung hoch sein.

Ein Gesichtsfeldausfall kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Ein sogenanntes relatives Skotom ist eine abgeschwächte Form, bei der die Wahrnehmung im gestörten Bereich des Sehfeldes undeutlich und schemenhaft ist. Das bedeutet, dass hier ein Teil der Sehkraft bestehen bleibt. Unter Umständen kann das Skotom, also die Gesichtsfeldstörung auch so schwach sein, dass alle Sehtests anstandslos absolviert werden können. Dann steht dem Führerschein trotz Gesichtsfeldeinschränkung nichts mehr im Wege.

Anders verhält es sich mit einem absoluten Skotom, also einem vollständigen Verlust der Sehkraft im gestörten Bereich. Eine besonders ausgeprägte Form dieser Teilblindheit ist die Hemianopsie. Diese wird auch beschreibend als halbseitiger Gesichtsfeldausfall bezeichnet. Eine Fahrerlaubnis zu erhalten wird dann schwierig.

Bei einer Hemianopsie fällt auf einem Auge die Hälfte des Gesichtsfeldes aus. Dies schränkt die Sicht der Patienten und die Fähigkeit, beim Fahren den Verkehr zu überblicken, massiv ein. Dennoch muss der Führerschein hier nicht zwingend abgegeben werden.

Die Sehstörung überwinden

Unter Umständen ist es Patienten möglich, durch Therapie über längere Zeit, ärztliche Gutachten, eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), aber auch Umbauten am Auto den Gesichtsfeldausfall auszugleichen, das Autofahren wieder aufzunehmen und wieder sicher im Straßenverkehr zu sein.

FAQ: Mit Gesichtsfeldausfall Autofahren

Welches Gesichtsfeld brauche ich, um den Führerschein machen zu dürfen?

Bevor Sie den Führerschein erwerben können, müssen Sie einen aktuellen Sehtest nachweisen. Gemäß Fahrerlaubnisverordnung (FeV) muss ein gleichwertiges beidäugiges Gesichtsfeld mit einem horizontalen Durchmesser von 120 Grad nachgewiesen werden. In einem inneren Bereich von 20 Grad müssen Sie besonders scharf sehen können.

Was geschieht, wenn sich mein Gesichtsfeld durch eine Erkrankung verkleinert?

Hatten Sie beispielsweise einen Schlaganfall, kann sich das auf Ihr Gesichtsfeld auswirken. Umfasst es die vorgegebenen Werte nicht mehr, müssen Sie Ihren Führerschein in der Regel abgeben.

Kann ich meinen Führerschein durch eine Therapie zurückbekommen?

Das ist unter Umständen möglich. Um Ihre Fahreignung nachzuweisen, benötigen Sie in der Regel ein ärztliches Gutachten bzw. müssen eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) bestehen.

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Über den Autor

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Vitali U.

Vitali ist seit 2016 Redakteur auf bussgeld-info.de. Seine Karriere begann er nach dem Abschluss seines Studiums der Rechtswissenschaften an einer renommierten Universität in Deutschland. Seitdem hat er sich auf das Thema Verkehrsrecht spezialisiert und sein Wissen durch eine einschlägige Ausbildung vertieft.

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