Seit vor fast einhundert Jahren in Berlin die Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße (AVUS) als erste ausschließliche Autostraße der Welt gebaut wurde, haben sich Autobahnnetze in erstaunlicher Geschwindigkeit überall auf der Welt ausgebreitet. Doch nach wie vor sind die deutschen Autobahnen eine Besonderheit und Anziehungspunkt für Autoliebhaber und Touristen.
Der Grund? Als einziges Land Europas sieht Deutschland keine Höchstgeschwindigkeit für seine Autobahn vor. Zwar gilt eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h, in der Regel kann diese aber überschritten werden.
Doch gibt es Ausnahmefälle, in denen auf der Autobahn eine Höchstgeschwindigkeit gilt? Gibt es für bestimmte Fahrzeuge, wie zum Beispiel für LKW, auf der Autobahn eine Höchstgeschwindigkeit? Dieser Ratgeber beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen
Bis in die Zeit der Weimarer Republik war die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn in Deutschland Ländersache. Autos waren noch nicht so verbreitet wie heute und nicht so leistungsstark. Geschwindigkeiten von über 30 km/h waren eine Seltenheit.
Mit dem technischen Fortschritt stieg auch die Unfallgefahr, die von motorisierten Fortbewegungsmitteln ausging. Im Dritten Reich wurde schließlich eine einheitliche Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h auf den damals neuen Autobahnen eingeführt.
Nach dem Krieg wurde in den 50er Jahren die Höchstgeschwindigkeit für die Autobahn und auch für andere Straßen für einige Jahre wieder aufgehoben. Während die Geschwindigkeitsbegrenzungen für Straßen innerorts sowie für Landstraßen nach und nach wieder eingeführt und mit der Zeit angepasst wurden, wurde die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen nie wieder längerfristig eingeführt.
Lediglich zwischen November 1973 und März 1974 galt auf deutschen Autobahnen ein Tempolimit von 100. Ziel war es, vor dem Hintergrund der damaligen Ölkrise Treibstoff einzusparen.
Welche Regelungen für die Höchstgeschwindigkeit für die deutsche Autobahn gelten heute?
Auf deutschen Autobahnen gilt heute in der Regel die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Diese geht aus der Autobahn-Richtgeschwindigkeits-Verordnung von 1978 hervor und stellt keine rechtlich verbindliche Höchstgeschwindigkeit für die Autobahn dar. Stattdessen ist sie als Empfehlung zu verstehen. Diese Richtgeschwindigkeit gilt allerdings nicht für alle Fahrzeuge.
Im Video erklärt: Die Richtgeschwindigkeit und für wen sie gilt
Für welche Fahrzeuge gilt eine Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn – einige Ausnahmen
Die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf der Autobahn gilt lediglich für PKW und andere Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von maximal 3,5 Tonnen. Für andere Fahrzeuge, also für LKW, Kraftomnibusse und PKW mit Anhänger gilt eine Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn in Deutschland auch im Regelfall.
Über einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen gilt eine Höchstgeschwindigkeit für LKW auf der Autobahn von 80 km/h. Kraftomnibusse hingegen dürfen unter bestimmten Bedingungen maximal 100 km/h schnell fahren. Geregelt sind die Bedingungen für die Höchstgeschwindigkeit vom Bus auf der Autobahn in § 3 Abs. 2 Nr. 3 der Straßenverkehrs-Ordnung:
Demnach muss ein Bus, der auf der Autobahn 100 km/h schnell fahren darf, unter anderem
- vorrangig für den Reiseverkehr gebaut worden sein,
- mit einer Begrenzung für die Höchstgeschwindigkeit ausgestattet sein,
- einen Sitzplatz mit Sicherheitsgurt für jeden Fahrgast bieten.
Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen für den Bus von 100 km/h ist also dermaßen an Bedingungen geknüpft, dass diese regelmäßig nur von Reisebussen erreicht werden. Für Linienbusse gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h, wenn jeder einen Sitzplatz hat und 60 km/h, wenn mindestens ein Fahrgast stehen muss.
Für Fahrzeuge mit Anhängern gilt eine ähnliche Regelung. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Anhänger auf der Autobahn kann ebenfalls erhöht werden, wenn es sich um bestimmte Anhängertypen handelt. Erkennbar ist dies durch ein weißes rundes Schild, welches hinten am Anhänger angebracht wird und die zulässige Höchstgeschwindigkeit angibt.
In der Regel gilt für Anhängergespanne ein Tempolimit von 80 km/h. Dieses kann allerdings für bestimmte geeignete Anhänger auch auf 100 km/h erhöht werden. Neben der Eignung des Anhängers ist hier auch das Zugfahrzeug selbst entscheidend. Hierbei muss es sich um ein Fahrzeug mit maximal 3,5 Tonnen Gesamtgewicht handeln. Außerdem muss es über ein Antiblockiersystem (ABS) verfügen.
Welche anderen Ausnahmen gibt es für ein Tempolimit auf der Autobahn?
Eine Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn kann auch unter anderen Gründen gelten und dann sogar für PKW-Fahrer relevant sein.
So können unter bestimmten Umständen über festgelegte Teilabschnitte Höchstgeschwindigkeiten fürs Fahren festgelegt werden. Dies ist oft an Baustellen der Fall. Da hier Teile der normalerweise befahrenen Strecke aufgebrochen werden und so die Fahrbahn verengt wird und außerdem teilweise Personen auf der Fahrbahn laufen können, kann in Baustellenabschnitten bei unbegrenzter Geschwindigkeit oft die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet werden.
Deshalb wird an Baustellen die Höchstgeschwindigkeit oft auf 60 km/h herabgesetzt. Je nach Begebenheiten der Strecke kann die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn aber auch darüber oder darunter liegen. Andere Gründe für diese außerordentlichen Tempolimits sind Straßenschäden oder auch die Witterung, die das Fahren erschweren.
So finden sich an zahlreichen Autobahnabschnitten Verkehrszeichen, die die Aufschrift „bei Nässe“ tragen. Diese werden in Verbindung mit Temposchildern benutzt und zeigen an, dass das abgebildete Limit nur gilt, wenn es regnet oder die Fahrbahn nass ist.
Welche Bußgelder gelten für die Übertretung der Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn?
Bei Geschwindigkeitsüberschreitungen auf der Autobahn gelten in der Regel die gleichen Bußgelder wie für Überschreitungen außerorts. Gilt also zum Beispiel bedingt durch eine Baustelle eine Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn von 60 km/h, dann werden Übertretungen gemäß dem Bußgeldkatalog berechnet. Wer hier mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h geblitzt wird, muss mit einem Bußgeld von 30 Euro rechnen. Ab einer Überschreitung von 16 km/h sind es 70 Euro Bußgeld sowie ein Punkt in Flensburg.
Tabelle der Bußgelder außerorts
Entscheidend für die Berechnung sind immer die gelben Ortsschilder, die das Passieren der Ortsgrenze signalisieren.
FAQ: Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn
Für Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen gilt auf der Autobahn eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.
Für Pkw unter 3,5 Tonnen ohne Anhänger sowie Motorräder, gilt auf der Autobahn auf einigen Streckenabschnitten keine Höchstgeschwindigkeit, sonder die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h.
Missachten Sie ein angezeigtes Tempolimit, drohen Bußgelder zwischen 30 und 700 Euro. Aber auch Punkte und Fahrverbote sind möglich. Welche Sanktionen genau drohen, wenn Sie die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn überschreiten, erfahren Sie hier.