Stau: Bekannte Mythen und richtiges Stauverhalten

Bußgeldtabelle für Verstöße im Stau

Ver­gehenBuß­geldPunk­te
Das Fahr­zeug ver­las­sen, ob­wohl kei­ne Not­situa­tion ge­ge­ben ist10 Eu­ro
Auf dem Sei­ten­strei­fen fah­ren, um schnel­ler vor­an­zu­kom­men75 Eu­ro1
Mo­tor­rad­fah­rer schläng­elt sich vor­bei100 Eu­ro1
Ohne Aufforderung durch die Polizei rückwärts fahren, wenden oder die Fahrtrichtung ändernsi­tu­ations­ab­häng­ig3

Bußgelder für das Nichtbilden der Rettungsgasse

Ver­gehenBuß­geldPun­kteFahr­ver­botFVerbot
Auf der Au­to­bahn o­der ei­ner an­de­ren Stra­ße außer­orts ha­ben Sie trotz stock­en­dem Ver­kehr kei­ne Ret­tungs­gas­se für die Po­lizei oder an­dere Hilfs­fahr­zeuge ge­bildet, ob­wohl stock­ender Ver­kehr war.200 Eu­ro21 Monat1 M*
... mit Be­hin­der­ung240 Eu­ro21 Monat1 M
... mit Ge­fähr­dung280 Eu­ro21 Monat1 M
... mit Sach­scha­den320 Eu­ro21 Monat1 M
Unberechtigtes Nutzen einer Rettungsasse (außerorts)240 €21 Monat1 M
... mit Behinderung280 €21 Monat1 M
... mit Gefährdung300 €21 Monat1 M
... mit Sachbeschädigung320 €21 Monat1 M
Staus: Das Verkehrszeichen Nr. 124 kann davor warnen.
Staus: Das Verkehrszeichen Nr. 124 kann davor warnen.

Stau auf Autobahnen – das ist längst kein Phänomen der Urlaubssaison mehr. Allgemein herrscht mehr Verkehr auf deutschen Straßen. Dank Verkehrsfunk und stationären Stauerfassungen kann inzwischen ein Staubericht oder Staukalender erstellt werden. Dies hilft Autofahrern, abzuschätzen, an welchen Wochentagen und auf welchen Strecken besonders mit einem Stau zu rechnen ist.

Über die Nachrichten im Radio können Autofahrer aktuelle Verkehrsmeldungen erhalten und so auch im Stau eine relevante Information erhalten (z. B. über die ungefähre Wartezeit). Navigationssysteme können ebenso in digitaler Form Meldungen erhalten und Betroffenen eine alternative Route vorschlagen, doch lohnt sich die Umfahrung des Staus?

Mit dieser Frage und weiteren befasst sich nachfolgender Ratgeber. Wir klären, welche Stau-Mythen wirklich stimmen und wie falsches Verhalten im Stau sanktioniert wird.

So verhalten Sie sich richtig bei Stau!

Video: Verhalten bei Stau
Video: Verhalten bei Stau

Staumeldung: Wie und wo erhalten Sie die wichtigsten Stauinfos?

Stauwarnung: Nicht immer lohnt es sich, den Stau zu umfahren.
Stauwarnung: Nicht immer lohnt es sich, den Stau zu umfahren.

Weil Sie Ihr Handy am Steuer nicht nutzen dürfen – auch nicht im Stau – ist der beste Weg, schnell an die relevante Stauinfo zu kommen, immer noch das Radio. Über den Traffic Message Channel (TMC) werden im nichthörbaren Bereich Staumeldungen in digitaler Form gesendet. Diese können dann nicht nur im Radio vorgelesen, sondern auch direkt an Ihr Navigationsgerät gesendet werden.

Neben dem Verkehrsfunk gibt es auch Stauwarnungen in Form von Verkehrszeichen. Das Zeichen Nr. 124 warnt überall dort vor Stau, wo sich tendenziell häufig eine Autokolonne bildet. Das Schild ist vor allem an unübersichtlichen Kurven zu finden, hinter denen oft ein Stau entsteht. So sollen Autofahrer davor gewarnt werden, mit nicht reduzierter Geschwindigkeit, nach einer Kurve in ein mögliches Stauende zu fahren.

Auf der Autobahn kann durch Wechselverkehrszeichen auf sogenannten Schilderbrücken bereits frühzeitig auf ein erhöhtes Verkehrsaufkommen hingewiesen werden. Dort wird dann zunächst mit „Staugefahr!“ gewarnt. Die Geschwindigkeit muss dann entsprechend reduziert werden.

Idealerweise erkundigen Sie sich vor Fahrtantritt über das Verkehrsaufkommen auf Ihrer Strecke. In diesem Fall dürfen Sie selbstverständlich auch auf das Handy zurückgreifen. Auch gute Navigationssysteme empfangen Staumeldungen via TMC und können so eine alternative Route vorschlagen.

Dank Stauradar den Stau auf der Autobahn umfahren: Lohnt sich das?

Stauwarner: Auf der Autobahn kündigen sie hohes Verkehrsaufkommen an.
Stauwarner: Auf der Autobahn kündigen sie hohes Verkehrsaufkommen an.

Wer sich bereits mitten im Stau befindet, hört die Info im Radio unter Umständen zu spät. Wenn in eine Richtung gar nichts mehr geht, weil der Stau aufgrund einer Sperrung zustande kam, bleibt Betroffenen oft nichts anderes übrig, als die unliebsame Lage auszusitzen.

In Zeiten, in denen sich in jedem Fahrzeug ein Navi befindet, ist eine alternative Route nicht unbedingt die klügste Idee. Meist verlagert sich der Stau schlicht auf eine andere Strecke. Im Radio heißt es dann „Stau großräumig umfahren“. Nun gilt es abzuwägen, ob die weite Strecke wirklich einen Zeitgewinn darstellt.

Schon gewusst? Solange es hin und wieder wenigstens langsam vorangeht, wird von Stop-and-Go gesprochen. Stau heißt es erst, wenn gar nichts mehr geht oder sich der Verkehr über sehr lange Abschnitte nur noch schleichend bewegt.

Bekannte Stau-Mythen: Ist etwas Wahres dran?

Der einfachste Weg, an eine Stauinformation zu kommen, ist der Verkehrsfunk.
Der einfachste Weg, an eine Stauinformation zu kommen, ist der Verkehrsfunk.

Nicht nur die Umfahrung des Staus ist ein irreführender Tipp. Es gibt einige Verhaltensweisen im Stau, die sich hartnäckig halten. Nicht alle sind wirklich hilfreich:

  1. Spurwechsel: Wenn die Blechlawinen auf den Autobahnen von einem Stau in den nächsten Rollen, versuchen Betroffene natürlich die „richtige“ Spur zu wählen. Doch wie im Supermarkt an der Kasse ist es oft schwer abzuschätzen, wo es schneller vorangeht. Spurwechsel helfen in der Regel nicht weiter, sondern verzögern den Stau nur weiter.
  2. Je länger der Stau, desto länger die Wartezeit: Ein Stau dauert nicht unbedingt länger, nur weil er sich über eine größere Distanz erstreckt. Ein zwei Kilometer langer Stau kann sich genauso schnell auflösen, wie einer, der sich über zehn Kilometer gebildet hat. Ausschlaggebend ist die Stau-Ursache (z. B. Räumungsarbeiten), nicht die Länge.
  3. Sonntag ist der beste Reisetag: Weil Lkw sonntags nicht fahren dürfen, halten viele Autofahrer diesen Tag für einen verkehrsgünstigen Reisetag. Tatsächlich gibt es weniger Staus am Sonntag. Bessere Reisetage sind jedoch Dienstag und Mittwoch. Freitags ist die Gefahr, in einen Stau zu geraten, am höchsten.
  4. Staumeldungen sind immer aktuell: Bis der Verkehrsfunk Stauinformationen verarbeitet hat und durchgibt, kann eine Verzögerung von bis zu 30 Minuten entstehen. Manchmal entspricht dies dann nicht mehr der aktuellen Lage.
Hohes Verkehrsaufkommen ist immer noch Stau-Ursache Nummer eins. Um dem entgegenzuwirken, werden oft bauliche Maßnahmen ergriffen, z. B. die Ausweitung der Autobahnen um eine Fahrbahn. Vielerorts werden Kreuzungen auch durch Kreisverkehre ersetzt, um den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten.

Richtiges Verhalten im Stau

Auf der Autobahn im Stau dürfen Sie nur in einer Notlage aussteigen.
Auf der Autobahn im Stau dürfen Sie nur in einer Notlage aussteigen.

So häufig steigen Autofahrer im Stau aus ihren Fahrzeugen, dass viele gar nicht wissen, dass es eigentlich verboten ist. § 18 Abs. 9 der Straßenverkehrsordnung (StVO) untersagt das Aussteigen auf der Fahrbahn. Erlaubt ist das nur, wenn eine Notsituation eintritt und Sie aussteigen müssen, um ein liegen gebliebenes Fahrzeug oder eine Unfallstelle abzusichern.

Außerdem sind folgende Verhaltensregeln im Stau zu beachten:

  • Der Strandstreifen muss frei bleiben, es sei denn, ein Verkehrszeichen gestattet die Benutzung.
  • Im Stau dürfen Sie nur rechts überholen, wenn die Autos auf der linken Spur stehen oder mit maximal 60 km/h fahren. Sie dürfen in solchen Situationen jedoch nur mit einer Differenzgeschwindigkeit von maximal 20 km/h überholen.
  • Verbotswidriges Rückwärtsfahren oder Wenden wird streng geahndet. Sogar ein Fahrverbot ist denkbar. Warten Sie bei totalem Stillstand deshalb auf Anweisungen der Polizei, nur diese kann Fahrzeuge anleiten, den Stau z. B. durch Wenden zu verlassen.
  • Motorräder dürfen sich nicht zwischen den Autokolonnen hindurchschlängeln.
  • Die Nutzung des Handys am Steuer (ohne Freisprechanlage) ist auch im Stau verboten, selbst dann, wenn Sie nur rasch die Staunachrichten abrufen wollen.
Das Wichtigste in einem Verkehrsstau ist die Bildung der Rettungsgasse. Selbst, wenn Sie nicht sicher sind, ob der Stau durch einen Unfall zustande kam oder nicht, sollten Sie immer sofort an die Rettungsgasse denken. Wie diese gebildet wird, erklären wir Ihnen im Nachfolgenden.

Rettungsgasse im Stau richtig bilden

Weil durch das Fehlverhalten einzelner Autofahrer immer wieder Einsatzfahrzeuge im Stau blockiert wurden, verschärften sich die Sanktionen diesbezüglicher Verstöße. Seit 2017 müssen Verkehrssünder, die eine für Einsatzfahrzeuge freigemachte Rettungsgasse missbrauchen oder Kranken- und Polizeifahrzeuge anderweitig behindern, tief in die Tasche greifen.

Es fallen Bußgelder bis zu 320 Euro sowie Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot von mindestens einem Monat an. Genaueres zu den Sanktionen bei Missachtung oder Missbrauch der Rettungsgasse können Sie obiger Bußgeldtabelle entnehmen.

Bei zweispurigen Kraftstraßen wird die Rettungsgasse in der Mitte gebildet. Handelt es sich um eine mehrspurige Kraftstraße, halten sich die Fahrzeuge am linken Fahrstreifen links, während alle anderen nach rechts ausweichen:

So wird die Rettungsgasse gebildet, wenn die Straße mehrspurig ist.
So wird die Rettungsgasse gebildet, wenn die Straße mehrspurig ist.

FAQ: Stau

Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich sehe, dass sich ein Stau bildet?

Das Wichtigste schon bei stockendem Verkehr ist, dass Autofahrer zwischen dem linken und allen übrigen Fahrstreifen eine Rettungsgasse bilden. Weitere wichtige Verhaltensregeln können hier nachlesen.

Kann ich den Stau umgehen, indem ich bei der nächsten Ausfahrt abfahre?

Sie können es gern versuchen, werden aber in aller Regel in einem neuen Stau landen, weil viele andere Autofahrer den Stau ebenfalls umgehen wollen und abfahren. So bilden sich meistens neue Staus.

Wie kann ich sonst noch vermeiden, in einem Stau zu geraten?

Verfolgen Sie die entsprechenden Verkehrsmeldungen im Radio. Auch Wechselverkehrszeichen auf der Autobahn weisen auf eine Staugefahr hin.

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Über den Autor

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Vitali U.

Vitali ist seit 2016 Redakteur auf bussgeld-info.de. Seine Karriere begann er nach dem Abschluss seines Studiums der Rechtswissenschaften an einer renommierten Universität in Deutschland. Seitdem hat er sich auf das Thema Verkehrsrecht spezialisiert und sein Wissen durch eine einschlägige Ausbildung vertieft.

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