In Deutschland gibt es eine gesetzliche Kindersitzpflicht. Sie legt fest, dass Babys, Klein- und Schulkinder im Auto in einer geeigneten Rückhaltevorrichtung – entweder einer Babyschale, einem Kindersitz oder einer Sitzerhöhung mit oder ohne Lehne – transportiert werden müssen, die einen zuverlässigen Unfallschutz bieten kann. Die meisten Eltern installieren den Kindersitz auf der Rückbank – doch was ist eigentlich mit dem Vordersitz? Ab wann dürfen Kinder im Auto vorne sitzen?
Bußgeldtabelle: Verstöße gegen Kindersitz- und Anschnallpflicht
Verstoß | Bußgeld in Euro | Punkte in Flensburg |
---|---|---|
Ein Kind ohne Kindersitz im Auto transportiert | 30 | |
Mehrere Kinder ohne Kindersitz im Auto transportiert | 35 | |
Ein Kind ohne jede Sicherung im Auto transportiert (Missachtung der Kindersitz- und Anschnallpflicht) | 60 | 1 |
Mehrere Kinder ohne jede Sicherung im Auto transportiert (Missachtung der Kindersitz- und Anschnallpflicht) | 70 | 1 |
Bußgeldrechner
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Ab wann dürfen Kinder vorne sitzen?
Wenn ein Kind das 12. Lebensjahr vollendet hat oder zuvor eine Körpergröße von 150 cm überschreitet, gilt die Kindersitzpflicht nicht mehr und das Kind darf ohne Kindersitz oder Sitzerhöhung im Auto mitfahren. Weitere Informationen zur Kindersitzpflicht finden Sie hier.
Solange Kinder in einer geeigneten Rückhaltevorrichtung im Auto mitfahren, dürfen Sie sowohl vorne als auch hinten sitzen. Wenn der Nachwuchs groß genug für die Sitzerhöhung ist, darf er mit ihr auch auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Dies gilt auch für Babyschalen und Kindersitze.
Nach der aktuellen Kindersitz-Norm R129, auch i-Size genannt, können Kinder ab einer Größe von 106 cm auf einer Sitzerhöhung mit Rückenlehne Platz nehmen. Ab 125 cm darf es auch eine Sitzerhöhung ohne Rückenlehne sein. Aktuell sind auch noch Sitzerhöhungen der R44-Norm zugelassen. Statt der Größe ist bei dieser Norm das Körpergewicht ausschlaggebend. Eine Übersicht finden Sie hier.
Ein Kind darf vorne auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, solange es in einer altersgerechten Rückhaltevorrichtung sitzt. Das gilt auch für ein 4-jähriges Kind. Solange der junge Passagier also einen Kindersitz hat, der der Körpergröße beziehungsweise dem Gewicht angemessen ist, darf überall Platz genommen werden.
Der sicherste Platz im einem normalen Pkw ist in der Regel der mittlere Rücksitz. Dieser ist am weitesten von den Airbags und häufigen Aufprallstellen entfernt. Häufig ist dieser Sitzplatz jedoch nicht so leicht zu verwenden, weil beispielsweise die Befestigungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Dann bieten sich auch der Rücksitz auf der Beifahrerseite an, da dieser meistens vom Verkehr abgewandt ist. Auch der Rücksitz auf der Fahrerseite kommt in Frage. Wenn Ihr Kind vorne auf dem Beifahrersitz Platz nehmen soll, ist es wichtig, sich mit der Funktionsweise der Airbags vertraut zu machen beziehungsweise sie bei rückwärtsgerichtetem Transport unbedingt zu deaktivieren. Worauf Sie noch achten müssen, erfahren Sie weiter unten im Text.
Ab wann dürfen Kinder vorne sitzen?
Grundsätzlich gilt, dass Kinder überall im Auto Platz nehmen dürfen, solange sich an Kindersitz- und Anschnallpflicht gehalten wird. Diese sagt in § 21 der Straßenverkehrsordnung:
(1a) Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 150 cm sind, dürfen in Kraftfahrzeugen auf Sitzen, für die Sicherheitsgurte vorgeschrieben sind, nur mitgenommen werden, wenn Rückhalteeinrichtungen für Kinder benutzt werden
§ 21 StVO
Gerade, wenn das Kind vorne sitzen soll, ist es also wichtig, die Kriterien für geeignete Rückhaltevorrichtungen zu kennen. Aktuell gibt es zwei verschiedene Normen, nach denen Kindersitze in Europa gefertigt werden: Die R44- und die i-Size-Norm. Noch bis zum 31. August 2024 werden die Restbestände der R44-Norm abverkauft. Danach darf im Geschäft nur noch die i-Sitze (auch R129-Norm genannt) angeboten werden. Ihren alten R44-Sitz dürfen Sie jedoch trotzdem weiterhin benutzen, solange auf ihm die Prüfziffer 03 oder 04 angegeben ist.
Welchen Sinn und Zweck haben Kindersitz und Co?
Ein Kindersitz ist dazu da, die Größenunterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen auszugleichen, sodass die Sicherheitsgurte auch bei kleinen Passagieren Ihren Zweck erfüllen können. Zu Beginn des Automobilzeitalters fehlte eine entsprechende Vorrichtung noch. Mit fortschreitender technischer Entwicklung und der daraus folgenden höheren Geschwindigkeit stieg jedoch die Unfallgefahr kontinuierlich an. Gerade für kleine Passagiere war das Risiko groß. 1963 kam deshalb schließlich der erste Kindersitz auf den Markt. Mit der Zeit etablierte sich das Konzept der größenausgleichenden Vorrichtung dann flächendeckend, sodass im Jahr 1993 schließlich die Kindersitzpflicht eingeführt wurde.
Ab welcher Größe darf man vorne sitzen? Überblick über die i-Size-Norm
Die i-Size-Norm löst als Sicherheitsstandard für Kindersitze, Babyschalen und Sitzerhöhungen langsam aber sicher die R44-Norm ab. Zukünftig wird statt des Gewichts also nur noch die Körpergröße für die Kategorisierung verwendet. Einen Überblick über die verschiedenen Klassen finden Sie in der untenstehenden Tabelle. Solange Ihr Nachwuchs in einer Rückhaltevorrichtung sitzt, die zur Körpergröße passt, eignet sich jede Kategorie auch zur Anwendung auf dem Beifahrersitz. Die i-Size-Norm schreibt vor, dass Kinder bis zum 15. Lebensmonat rückwärtsgerichtet transportiert werden müssen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Wenn Sie ein Kind in einer Babyschale auf dem Beifahrersitz transportieren, müssen Sie vorher unbedingt den Airbag deaktivieren. Dies können Sie je nach Wagen selbst erledigen oder in einer Werkstatt einstellen lassen.
Klasse | Größe des Kindes |
Q0 | Bis 60 cm |
Q1 | 60-75 cm |
Q1,5 | 75-87 cm |
Q3 | 87-105 cm |
Q6 | 105-125 cm |
Q10 | 125-150 cm |
Ab wann dürfen Kinder laut R44-Norm vorne sitzen?
Die R44-Norm nimmt das Körpergewicht als Ausgangspunkt und teilt die Rückhaltevorrichtungen in insgesamt fünf Gruppen von der Geburt bis zu einem Gewicht von 36 kg ein. In den ersten beiden Klassen finden sich folglich die Babyschalen, gefolgt von Kindersitzen in der Gruppe 1 und Sitzerhöhungen mit und ohne Rückenlehne in den Gruppen 2 und 3. Manche Modelle sind auch mitwachsend und können immer wieder neu angepasst werden. So kann Ihr Kind theoretisch schon von Anfang an vorne sitzen. Hier finden Sie einen Überblick über die Gewichtsklassen der R44-Norm:
Klasse | Gewicht des Kindes |
---|---|
Klasse 0 | bis 10 kg |
Klasse 0+ | bis 13 kg |
Klasse I | 9 bis 18 kg |
Klasse II | 15 bis 25 kg |
Klasse III | 22 bis 36 kg |
Die Unterschiede zwischen i-Size- und R44-Norm
Schon lange ist bekannt, dass die meisten Kinder schneller aus Ihrem Sitz herauswachsen, als dass sie das nach R44 festgelegte Gewicht erreichen. 2013 trat daher die R129-Norm in Kraft, die bisher von über 60 Staaten unterzeichnet wurde. Neben der neuen Ausrichtung an der Größe wurden auch einige weitere Anpassungen vorgenommen, beispielsweise die Standardisierung des ISOFIX-Befestigungssystems und der Test vor seitlichem Aufprall. Hier finden Sie beide Systeme im Vergleich:
i-Size/ R129-Norm
- nach Größe ausgerichtet
- vorwärts gerichtetes Fahren ab einem Alter von 15 Monaten
- werden auf Schutz vor seitlichem Aufprall getestet
- Befestigung ausschließlich mit ISOFIX-System
R44-Norm
- nach Gewicht ausgerichtet
- vorwärts gerichtetes Fahren ab 9 kg Körpergewicht
- werden nicht auf Schutz vor seitlichem Aufprall getestet
- Befestigung mit ISOFIX oder Gurt
Ab wann darf ein Kind im Auto vorne sitzen mit Sitzerhöhung?
Mit Sitzerhöhung darf ein Kind vorne auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, wenn es – je nach Kindersitznorm – eine Körpergröße von 105 cm oder ein Gewicht von 15 kg erreicht hat. Die meisten Kinder erreichen diese Werte etwa zwischen drei und vier Jahren. Allerdings dürfen sie auch bereits im Kindersitz vorne sitzen, wenn sie eine Körpergröße von 75 cm oder ein Gewicht von 9 kg erreicht haben. Diese Kindersitze verfügen häufig über ein eigenes Gurtsystem und sind zudem als Reboarder, also rückwärtsgerichtet, nutzbar.
Beachten Sie, dass bei einem Unfall bereits ab Geschwindigkeiten von 30 km/h die Airbags der Vordersitze aktiviert werden. Auch, wenn die Airbags dazu da sind, Fahrer und Beifahrer zu schützen, können sie auch selbst zu Verletzungen führen.
Kinder auf dem Beifahrersitz: Wie sicher ist das?
Es hat Vor- und Nachteile, wenn das Kind vorne im Auto sitzt. Zum Einen haben Sie das Kind auf dem Beifahrersitz besser im Blick, zum anderen können Sie als Fahrer jedoch auch leichter abgelenkt werden. Außerdem sind noch weitere Sicherheits-Aspekte zu berücksichtigen: Ein Transport auf der Vorderbank ist mit rückwärtsgerichteter Babyschale sehr risikoarm – jedoch nur, wenn der Airbag deaktiviert wurde. Ansonsten kann es schon bei leichten Auffahrunfällen zu schweren Kopf- und Nackenverletzungen kommen. Wenn das Kind bereits größer ist und vorwärtsgewandt fahren kann, kann der Airbag jedoch Schutz bieten. Wichtig ist jedoch, dass das Kind weit genug vom Armaturenbrett entfernt sitzt, sodass sich die Beine nicht im Entfaltungsbereich des Airbags befinden. Lesen Sie vorab in der Bedienungsanleitung Ihres Wagens nach, was Sie beim Transport von Kindern auf dem Beifahrersitz beachten müssen.