Seit 1975 ist das Fahrsicherheitstraining (kurz SHT), auch Schleuderkurs genannt, in Deutschland eine feste Institution. Dem Fahrertraining unterziehen sich jährlich über 100.000 Teilnehmer, darunter viele jugendliche Fahranfänger, aber auch erfahrene Vielfahrer und Berufsfahrer, die sich weiterbilden.
Die Statistik gibt dem Sicherheitstraining recht: Absolventen haben ein geringeres Unfallrisiko als Nicht-Absolventen. Dadurch bietet sich der Kurs als sinnvolle Vorbereitung auf den Verkehrseinstieg an. Doch was genau erwartet Sie beim Fahrsicherheitstraining? Wo können Sie es absolvieren? Diese und weitere Fragen beantwortet dieser Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
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Das Fahrsicherheitstraining
Das Fahrsicherheitstraining in Deutschland wird vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) verwaltet und konzipiert. Dieser setzt sich aus unterschiedlichen, öffentlichen und privaten, Einrichtungen zusammen:
- den Verkehrsministerien
- den Berufsgenossenschaften
- der Deutschen Verkehrswacht,
- Verkehrsclubs (wie dem ADAC)
- Automobilherstellern
- Versicherungen
- Verkehrsgesellschaften
- Wirtschaftsverbänden
- Gewerkschaften
- Kirchen
Nach seiner Gründung 1969 entwickelte der Deutsche Verkehrssicherheitsrat das Fahrsicherheitstraining, das heute von über 50 verschiedenen Veranstaltern überall in Deutschland angeboten wird. Das Ziel war ein Programm, welches Fahranfänger auf den Straßenverkehr vorbereitet und auch erfahrene Fahrer für Extremsituationen schult.
Ein Sicherheitstraining wird für PKW und Motorrad angeboten, aber auch ein Spezialtraining für Geländewagen, Wohnmobile und LKW ist möglich. Dieser Ratgeber konzentriert sich auf das Fahrsicherheitstraining für PKW. Allerdings sind viele der Informationen, wie die Standorte der Fahrsicherheitszentren, für alle Fahrzeuggruppen relevant.
Wann bietet sich ein Fahrsicherheitstraining an?
Das Verkehrssicherheitstraining wurde konzipiert, um Fahrern unterschiedlicher Fähigkeitsstufen mit brenzligen Situationen aus dem Straßenverkehr zu konfrontieren und ihre Fahrweise zu verbessern. Das SHT ist deshalb grundsätzlich für alle Fahrer zu empfehlen, auch solche, die sich bereits für erfahrene Fahrer halten.
Statistisch sind 75,5% der Teilnehmer am Sicherheitsfahrtraining Männer. Um mehr Frauen zu einem Training zu bewegen wird von einigen Anbietern ein extra „Frauen-Training“ angeboten, bei dem Frauen die Möglichkeit haben, beim Fahrsicherheitstraining die Übungen ohne Anwesenheit von Männern zu absolvieren.
Kurse werden darüber hinaus in verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten. Hier finden Sie zwei beliebte Kursformate, die vom ADAC, dem größten Anbieter des Fahrsicherheitstrainings, organisiert werden:
- Das Junge Fahrer-Training richtet sich an Fahranfänger zwischen 17 und 25 Jahren. Die Nachwuchsfahrer haben hier die Gelegenheit, Verkehrsmanöver wie die Vollbremsung oder das Gegenlenken in einer sicheren Umgebung zu üben. Viele Situationen, die Fahrern im Alltag begegnen, können in der Fahrschule nicht ausreichend geprobt werden. Durch das Training haben die Fahrer im Ernstfall mehr Routine und Selbstvertrauen.
- Das Aufbau-Training hingegen richtet sich an fortgeschrittene Fahrer, die mehr Fahrerfahrung mitbringen. Fahrmanöver werden hier mit höheren Geschwindigkeiten durchgeführt. Außerdem werden Stress- und Ablenkungssituationen erprobt und die Auswirkung von Fliehkräften auf das Fahrverhalten im Fahrsicherheitstraining ausgetestet.
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Das Training kann unter Umständen auch angeordnet werden
In Einzelfällen kann es vorkommen, dass von Ihnen verlangt wird, dass Sie am SHT teilnehmen. Oft sind es Arbeitgeber, die sicherstellen wollen, dass neue Mitarbeiter, die Firmen- oder Dienstwagen erhalten, mit diesen auch umgehen können. In der Regel kommt der Arbeitgeber dann für die Kosten des Fahrsicherheitstrainings auf.
In einigen Fällen können auch Sie auf Ihren Arbeitgeber zugehen und sich Ihr Fahrsicherheitstraining finanzieren lassen, wenn Sie von Beruf aus Auto fahren müssen. Wenden Sie sich dafür an Ihren Arbeitgeber.
Für berufliche LKW-Fahrer ist es gesetzliche Pflicht, alle fünf Jahre an einer Schulung teilzunehmen, die 35 Stunden dauert. Wer die Fortbildung versäumt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 5.000 €.
Auch wenn es im Internet noch Foren gibt, in denen das Gegenteil erzählt wird, kann die Probezeit durch ein Fahrsicherheitstraining nicht verkürzt werden. Bis zum Jahr 2011 war es aber tatsächlich möglich, durch ein Fortbildungsseminar für Fahranfänger (FSF), zu dem auch ein Fahrsicherheitstraining für PKW gehörte, die Probezeit um ein Jahr zu verkürzen. Diese Möglichkeit gibt es aber seit 2011 nicht mehr.
Das ist im Training zu erwarten – eine Auswahl klassischer Übungen
Beim Fahrsicherheitstraining geht es darum, das Fahrverhalten des eigenen PKW in Extremsituationen kennenzulernen und auch sein eigenes Verhalten zu schulen. Zu diesem Zweck unterteilt sich das Fahrsicherheitstraining in einen theoretischen und einen pratkischen Teil.
In der Theorie werden zum Beispiel Sicherheitsmechanismen wie das Antiblockiersystem besprochen und ihre Funktion erklärt. Vor Fahrtbeginn wird außerdem die richtige Sitzposition des Fahrers besprochen. diese ist wichtig, da bei falscher Eisntellung beim Unfall Verletzungsgefahr durch den Airbag besteht.
In der Praxis wird schließlich in kleineren Gruppen eine Reihe von Übungen durchgeführt, die Ernstfälle simulieren sollen und oft die Grenzen des PKW ausreizen.
Der „Büffeltritt“
Der sogenannte Büffeltritt ist die abrupte Vollbremsung aus der Fahrt. Wenn Ihnen auf der Landstraße beispielsweise plötzlich ein wildes Tier vor den Wagen läuft, sind Sie gezwungen, das Bremspedal voll durchzudrücken. Wer das vor dem Ernstfall noch nie gemacht hat, ist mit der Situation leichter überfordert. Die Fahrtgeschwindigkeit bei der Übung liegt in der Regel bei 50 km/h, kann jedoch je nach Schwierigkeitsgrad des Trainings höher liegen.
Degressives Bremsen
In der Fahrschule haben Sie gelernt, dass im Straßenverkehr in aller Regel progressiv gebremst wird. Sie treten dabei sanft auf die Bremse und verstärken Ihren Tritt, je näher Sie dem Hindernis kommen. Dadurch vermeiden Sie Vollbremsungen und Verschleiß. In Extremfällen ist es allerdings oft nicht möglich, progressiv zu bremsen. Deshalb gehen Sie beim Fahrsicherheitstraining sofort aufs Ganze und machen einen Büffeltritt. Wenn sich das Hindernis vor dem Aufprall wieder entfernt, lassen Sie langsam wieder nach.
Das „Lenkradreißen“
Das plötzliche Ausweichmanöver wird mithilfe einer Wasserwand geübt, die als Hindernis dient. Die Übung wird mit unterschiedlichen Fahrbahnbelägen durchgeführt, sodass etwa das unterschiedliche Verhalten des PKW bei trockener und nasser Fahrbahn ausgetestet wird.
Das ausbrechende Heck
Was tun, wenn Sie die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren, die Hinterräder die Bodenhaftung verlieren und eigenständig über den Asphalt schlittern? Diese Übung wird oft mithilfe einer Schleuderplatte durchgeführt, die in die Fahrbahn eingelassen ist und mit einem plötzlichen Ruck das Fahrzeug ins Schleudern versetzt.
Kreisbahnfahrten mit Unter- und Übersteuern
Besonders in Kurvenlagen bei hohen Geschwindigkeiten wird deutlich, dass Fahrzeuge sehr unterschiedliche Lenkverhalten haben. Ein Auto, das übersteuert, fährt eine Kurve im Vergleich schärfer als ein Auto, welches untersteuert. Außerdem ist die Gefahr größer, dass die Hinterräder ausbrechen. Ob Ihr PKW unter- oder übersteuert und wie Sie damit umzugehen haben, erfahren Sie im Fahrsicherheitstraining.
Rückwärtsfahren
Auch das Rückwärtsfahren will gelernt sein. Um ein Gespür dafür zu bekommen, dass das Fahrverhalten im Rückwärtsgang ein anderes ist als beim Vorwärtsfahren, wird das umfahren von Hindernissen im Rückwärtsgang geprobt.
Wie viel Zeit sollten Sie einplanen?
Das gesamte Fahrsicherheitstraining kann in seiner Dauer stark unterschiedlich ausfallen. Hier kommt es vor allem darauf an, für welchen Kurs Sie sich entscheiden. In der Regel kann aber ungefähr von einer Länge von fünf bis acht Stunden ausgegangen werden.
Sie haben sich für das Fahrsicherheitstraining entschieden – was Sie nun beachten müssen
Da das Training auch zum Kennenlernen des eigenen Autos gedacht ist, wird in den meisten Fällen erwartet, dass Teilnehmer ihren eigenen Wagen mitbringen. Ein Fahrsicherheitstraining ohne eigenes Auto verfehlt diesen Zweck. In Einzelfällen bieten aber zum Beispiel Automobilhersteller Kurse mit den Wagen des Herstellers an.
In Deutschland können Sie das Fahrsicherheitstraining bei über 50 verschiedenen Anbietern absolvieren. Die größten sind der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) und die Deutsche Verkehrswacht, die auch beide Mitglieder des Deutschen Verkehrssicherheitsrats sind. Eine schnelle Online-Suche führt Sie zu Anbietern in Ihrer Nähe.
Das Fahrsicherheitszentrum – hier wird das Training absolviert
Das Fahrsicherheitstraining findet in Fahrsicherheitszentren statt. Ein Fahrsicherheitszentrum (auch Fahrtechnikzentrum) ist ein vom öffentlichen Verkehr abgegrenzter Bereich, der mit speziellen Straßen und Trainingsvorrichtungen ausgestattet ist.
Neben der „Schleuderplatte“, die Ihr Auto die Bodenhaftung verlieren lässt, finden sich hier zum Beispiel Bewässerungsanlagen zur Simulation von nassen Fahrbahnen und eine Kreisbahn, ein enger Kreisverkehr, um andauernde Kurvenfahrten zu simulieren.
In Deutschland können Sie das Fahrsicherheitstraining mit dem Auto an zahlreichen Standorten absolvieren, die von insgesamt 52 Anbietern betrieben werden. Dabei handelt es sich oft um lokale Anbieter, die nur einzelne Fahrsicherheitszentren betreiben. Aber auch der ADAC ist vertreten, der alleine Fahrsicherheitstrainings an 43 Standorten anbietet.
Ohne Führerschein beim Fahrsicherheitstraining mitmachen – geht das?
Das Auto-Sicherheitstraining auf dem Verkehrsübungsplatz eignet sich besonders für Fahrer, die noch wenig Erfahrung im Straßenverkehr haben. Doch ist es auch möglich, ohne Führerschein an den Kursen teilzunehmen?
Die Antwort vorab: Das geht nicht – doch wieso? Die Kurse sind nicht Teil des öffentlichen Straßenverkehrs, sondern abgetrennte Grundstücke. Hier gelten also nicht die Regeln der Straßenverkehrsordnung (StVO). Stattdessen werden die Übungen unter Aufsicht von Kursleitern durchgeführt, die speziell vom DVR dafür geschult wurden.
Die in Deutschland veranstalteten Fahrsicherheitstrainings unterliegen aber den Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrats. Diese besagen, dass zur Teilnahme ein Führerschein der Klasse B erforderlich ist.
Personen, die ihren Führerschein noch nicht gemacht haben, aber trotzdem Interesse daran haben, sich auf den Straßenverkehr vorzubereiten, haben die Möglichkeit hierzu auf dem Verkehrsübungsplatz, der nicht mit dem Fahrsicherheitszentrum zu verwechseln ist.
Auch darüber hinaus gibt es Voraussetzungen, am Fahrsicherheitstraining teilzunehmen. Diese unterscheiden sich jedoch je nach Kursangebot. Am Fahrtraining für Fahranfänger dürfen zum Beispiel Fahrer ab 17 Jahren teilnehmen. fortgeschrittenen-Kurse wie das Aufbau-Training verlangen hingegen, dass die Teilnehmer bereits ein Basis-Fahrtraining abgeschlossen haben. die Voraussetzungen können im Einzelfall beim Veranstalter erfragt werden.
Was kostet das Fahrsicherheitstraining?
Auch die Kosten für das Fahrtraining können sich unterscheiden. Hier kann entscheidend sein, bei welchem Veranstalter Sie sich anmelden, aber auch, wie gut die Trainingsanlage ausgestattet ist. Der ADAC unterscheidet zum Beispiel zwischen Trainingsanlagen und Fahrsicherheitszentren. Letztere sind besser ausgestattet und daher auch teurer.
Bei der Verkehrswacht kann es vorkommen, dass die regionalen Verkehrswachten ebenfalls unterschiedliche Preise anbieten. Allgemein kann gesagt werden, dass Sie für Ihr Fahrsicherheitstraining ungefähr 100 € beiseitelegen sollten.
Alles ist gebucht – so bereiten Sie Ihren Wagen vor
Wenn alles gebucht ist, kann der Tag kommen. Trotzdem können Sie Ihren PKW schon einmal auf die extreme Belastung, die auf es zukommt, vorbereiten. Die richtigen Maßnahmen im Vorfeld können verhindern, dass Sie unangenehme Überraschungen erleben und Ihnen die Übungen erleichtern. Sie sparen Zeit und verhindern womöglich sogar Schäden am Auto oder Verletzungen, wenn Sie bei der Vorbereitung zum Fahrsicherheitstraining diese Tipps befolgen:
Kontrollieren Sie Ihren Ölstand
Die schnelle Beschleunigung und die hohen Geschwindigkeitsunterschiede, die Sie beim Training erreichen müssen, sind eine hohe Belastung für Ihren Motor. Stellen Sie deshalb sicher, dass er genug Motoröl hat, um einen Motorschaden zu vermeiden.
Kontrollieren Sie Reifendruck und Profiltiefe
Lange Kurvenfahrten und vor allem Vollbremsungen belasten Ihre Reifen. Prüfen Sie deshalb, ob der Reifendruck dem für Ihren PKW empfohlenen Druck entspricht. Bei einer Vollbremsung wird laut einer Studie der DEKRA der Reifen genauso stark abgenutzt, wie bei 500 km Autofahrt. Kontrollieren Sie deshalb auch Ihre Profiltiefe. Wenn Sie nach dem Training mit unzulässigen Reifen angehalten werden, kann es teuer werden.
Tanken Sie mindestens halbvoll
Ein Fahrsicherheitstraining auf dem Verkehrsübungsplatz dauert in der Regel zwischen fünf und acht Stunden – kann aber auch kürzer oder länger sein. Bereiten Sie sich also vor und vermeiden Sie, dass Ihnen mitten in der Übung der Sprit ausgeht.
Befestigen Sie lose Gegenstände
Ein Schlüsselbund oder sogar ein alter Kaffeebecher, der Ihnen bei einer Vollbremsung an den Kopf geschleudert wird, kann richtig weh tun. Befestigen oder entfernen Sie deshalb vor dem Fahrsicherheitstraining alle losen Gegenstände.
Planen Sie die Autowäsche nach dem Training ein
Viele Fahrsicherheitszentren benutzen für Wasserwände und Fahrbahnnässe recycletes Wasser. Das kann schmutzig sein und Flecken auf Ihrem Auto hinterlassen. Wenn Sie einen Autoputz planen, sparen Sie sich diesen also bis nach der Übung auf.
FAQ: Fahrsicherheitstraining
Es handelt sich dabei um einen Kurs, bei welchem heikle Situationen im Straßenverkehr simuliert werden. So lernen die Teilnehmer im Ernstfall richtig zu reagieren.
Nein. Auch für Fahranfänger ist eine Teilnahme am Fahrsicherheitstraining nicht vorgeschrieben.
Hier finden Sie einen Überblick der Übungen, welche häufig in einem Fahrsicherheitstraining durchgeführt werden.
Hallo, ich würde gern einem jungen Mädel mit ukrainischem Führerschein ( ist aber aktuell nach Aufenthalt von über einem halben Jahr in Deutschland „abgelaufen“. Für die Umschreibung sind die praktische und theoretische Prüfung zu wiederholen. Ich finde zur Vorbereitung darauf das Training ideal. Die Deutschkenntnisse sind übrigens sehr gut. Würde ein Fahrsicherheitstraining unter diesen Umständen möglich sein?
Danke
Mit freundlichen Grüßen
D. Eggert