Fahrverbot: Wann in England, Wales & Co. das Auto stehen bleibt

Ein Fahrverbot wird in England unter anderem bei Verkehrsverstößen und Straftaten verhängt.
Ein Fahrverbot wird in England unter anderem bei Verkehrsverstößen und Straftaten verhängt.

Wer sich nicht an die gültigen Vorschriften hält, muss mit Konsequenzen rechnen. Das ist in England bzw. Großbritannien nicht anders als in Deutschland. Verkehrsteilnehmer, die zu schnell sind oder sich betrunken hinters Steuer setzen, erwartet neben einem Bußgeld auch ein Fahrverbot in England bzw. in ganz Großbritannien. Darüber hinaus müssen auch Punktesammler ihr Auto für einen bestimmten Zeitraum stehen lassen.

Doch aufgrund welcher Verstöße genau darf in Großbritannien nicht mehr gefahren werden? Wie lange ein Fahrverbot in England andauert und ob auch ausländische Fahrer von dieser Maßnahme betroffen sein können, betrachtet der nachfolgende Ratgeber näher.

Wann wird in Großbritannien eine „SPD“ ausgesprochen?

Fahrverbot: In England kann es viele Gründe für ein solches geben.
Fahrverbot: In England kann es viele Gründe für ein solches geben.

In Bezug auf Sanktionen bei Verkehrsverstößen ist Großbritannien mit Deutschland vergleichbar. Es werden, wie erwähnt, neben Bußgeldern eben auch Fahrverbote und Punkte verhängt. In der Regel werden leichtere Verkehrsverstöße durch die Beamten vor Ort geahndet, sofern sie bei einer Kontrolle oder bei einer Unfallaufnahme festgestellt werden. Sind die Verstöße größer bzw. bei einer Straftat, legt ein Gericht die Sanktionen fest.

In einem solchen Fall wird von ausländischen Fahrern, die keinen Wohnsitz in Großbritannien haben, meist eine sogenannte Sicherheitsleistung verlangt. Das geschieht auch dann, wenn Betroffene das Bußgeld nicht vor Ort begleichen wollen und eine gerichtliche Prüfung verlangen.

Weigern sich Verkehrssünder eine solche Sicherheitsleistung zu zahlen, ist es durchaus möglich, dass das Fahrzeug bis zur Zahlung des Bußgeldes verwahrt wird. Ein Weiterfahren ist dann nicht mehr möglich, allerdings handelt es sich hierbei nicht um ein Fahrverbot, das in England bzw. Großbritannien beachtet werden muss. Ein solches wird, wie bereits beschrieben, als Nebenstrafe zusätzlich ausgesprochen.

Ein solches Fahrverbot wird in England als „Short Period Disqualification“ (SPD), auf Deutsch „Kurzzeitige Disqualifikation“ (vom Führen eines Fahrzeugs), bezeichnet. Es kann grundsätzlich durch ein Gericht auch schon bei geringen Verstößen verhängt werden. Ob dies der Fall ist, liegt im Ermessen des Gerichts und an den Umständen des jeweiligen Einzelfalls.

Zu den Verstößen, die zu einem kurzzeitigen Fahrverbot in England führen können oder für die der Führerschein längere Zeit abgegeben werden muss, gehören unter anderem folgende:

  • Rücksichtsloses oder unaufmerksames Fahren bzw. Verhalten (auch Handy am Steuer)
  • Geschwindigkeitsüberschreitungen
  • Ampelverstöße
  • Alkohol am Steuer
  • Fahrerflucht, Unfall nicht gemeldet
  • Fahren während eines Fahrverbots
  • Fahren ohne Versicherung
  • Fahren nach dem Entzug der Fahrerlaubnis bzw. dem Versagen dieser aufgrund medizinischer Indikatoren
  • Fahrer des Fahrzeugs gegenüber berechtigten Behörden nicht angegeben
  • Fahren entgegen der Vorgaben der Fahrerlaubnis

Auch in Großbritannien werden zusätzlich zu den Verstößen Punkte in ein Register eingetragen. Sammeln Verkehrsteilnehmer innerhalb von drei Jahren 12 Punkte oder mehr an, müssen sie ebenfalls den Führerschein für eine SPD abgeben.

Wie lange dauert ein Fahrverbot in England?

Wie lange ein Fahrverbot in England dauert, legt ein Gericht fest.
Wie lange ein Fahrverbot in England dauert, legt ein Gericht fest.

Wann und für wie lange ein Fahrverbot ausgesprochen wird, hängt zunächst vom Verstoß ab. Grundsätzlich kann ein als SPD angelegtes Fahrverbot in England und den restlichen Landesteilen bis zu 56 Tage betragen, wenn es für Verkehrsverstöße verhängt wird.

Muss der Führerschein aufgrund von Punkten abgegeben werden, sind es dann bereits sechs Monate. Wie lang das Fahrzeug genau stehen gelassen werden muss, bestimmt jedoch ein Gericht.

Bei einem Fahrverbot, das unter 56 Tage dauert, wird der Führerschein in Verwahrung genommen, alles was länger dauert, bedeutet für britische Fahrer bzw. für Fahrer mit ihrem Wohnsitz in Großbritannien, dass sie den Führerschein neu beantragen müssen.

Die nachfolgenden Zeiträume sind bei einem Fahrverbot in England möglich:

  • Unter 56 Tage bei SPD
  • 6 Monate bei 12 Punkten oder mehr innerhalb von 3 Jahren
  • 12 Monate, wenn Fahrer zum zweiten Mal ein SPD in 3 Jahren erhalten
  • 2 Jahre, wenn Fahrer zum dritten Mal ein SPD in 3 Jahren erhalten

Haben britische Verkehrsteilnehmer ein Fahrverbot in England bzw. Großbritannien von 56 oder mehr Tagen erhalten, kann es sein, dass sie erneut eine Fahrprüfung ablegen müssen. Erst wenn diese erfolgreich bestanden ist, wird der Führerschein erneut ausgestellt. Auch dies obliegt der Entscheidung des Gerichts.

Das Fahren während eines bestehenden Fahrverbots ist in Großbritannien untersagt und wird wie in Deutschland als Straftat angesehen. Auch das Fahren in Nordirland und auf der Isle of Man ist nicht gestattet, wenn ein Fahrverbot in England, Schottland oder Wales ausgesprochen wurde.

Weitere Informationen der britischen Regierung zum Fahrverbot sind für England, Wales und Schottland in englischer Sprache hier zu finden: www.gov.uk. Informationen für Nordirland stehen unter www.nidirect.gov.uk ebenfalls auf Englisch zur Verfügung.

Ausländische Fahrer sind vom Fahrverbot in England nicht ausgenommen

Fahrverbot in England: Zu viele Punkte bedeuten auch für Urlauber, dass sie das Auto stehen lassen müssen.
Fahrverbot in England: Zu viele Punkte bedeuten auch für Urlauber, dass sie das Auto stehen lassen müssen.

Die historischen Orte im schottischen Hochland, die beeindruckenden Landschaften im Lake District oder in Cornwall, die Sehenswürdigkeiten in London oder in Nordirland – Großbritannien hat viel zu bieten. Sich nicht von diesen Eindrücken ablenken zu lassen, kann für Autofahrer eine besondere Herausforderung darstellen. Auch der Linksverkehr ist nicht ohne. Da kann es dann doch mal passieren, dass die Geschwindigkeitsbeschränkung übersehen oder die Vorfahrt missachtet wird.

Doch gelten die Bußgeldbestimmungen der britischen Straßenverkehrsordnung auch für ausländisches Fahrer, wenn es um ein Fahrverbot geht? In England bzw. Großbritannien kann das klar mit „Ja“ beantwortet werden. Sowohl für Verkehrsverstöße als auch für zu viele Punkte können ausländische Fahrer ein Fahrverbot erhalten. Punkte werden ins britische Verkehrsregister eingetragen und führen ab 12 innerhalb von drei Jahren zu einem Fahrverbot. Eine Übertragung nach Deutschland ist allerdings nicht möglich. Gleiches gilt für das Fahrverbot an sich, dieses ist nur in Großbritannien gültig.

Ein Fahrverbot, das in England ausgesprochen wird, kann in der Regel zeitlich unbegrenzt vollstreckt werden. Das heißt, dass Urlauber, die eine solche Sanktion erhalten haben, das Fahrverbot in England bzw. in Großbritannien ableisten müssen. Das ist dann durchaus auch bei einer erneuten Einreise möglich. Üblicherweise werden Verkehrssanktionen jedoch nach zehn Jahren aus dem Polizeiregister gelöscht.

Ein Bußgeld kann in Deutschland vollstreckt werden, ein Fahrverbot aus England jedoch nicht.
Ein Bußgeld kann in Deutschland vollstreckt werden, ein Fahrverbot aus England jedoch nicht.

In der Regel wird ein Fahrverbot aus England, Schottland, Wales oder Nordirland bei ausländischen Fahrern ohne Wohnsitz in Großbritannien auf dem bzw. im Führerschein vermerkt. Innerhalb des vermerkten Zeitraums ist dann das Führen eines Fahrzeugs in Großbritannien nicht erlaubt. Wie lange das genau der Fall ist, bestimmt auch bei ausländischen Verkehrsteilnehmern ein Gericht.

Trotz deutschem Fahrverbot in Großbritannien fahren: Hat das Folgen?

Ein Fahrverbot kann in England auch unter anderen Umständen durchaus eine Rolle spielen. Es gibt zwar kein Abkommen zwischen Deutschland und Großbritannien, was die Fahrverbote des jeweils anderen Landes anerkennt, dennoch kann das Fahren unter einem deutschen Fahrverbot in Großbritannien Folgen haben.

Betroffene Fahrer müssen ihren Führerschein während eines abzuleistenden Fahrverbots in Deutschland abgeben. Sie können also in Großbritannien keinen gültigen Führerschein vorlegen. Erfahren die britischen Behörden nun, dass der Führerschein aufgrund eines Fahrverbotes nicht vorhanden ist, droht eine Geldstrafe bis zu 5.500 Euro sowie ein Fahrverbot für England und den Rest Großbritanniens von 12 Monaten.

FAQ: Fahrverbot in England

Sind in Großbritannien Fahrverbote aufgrund von Verkehrsverstößen möglich?

Ja, ein Fahrverbot kann in England bzw. Großbritannien für verschiedene Verstöße verhängt werden. Wann das der Fall ist, bestimmt in der Regel ein Gericht. Lesen Sie, welche Verstöße zu einem Fahrverbot führen können.

Können auch ausländische Fahrer ein Fahrverbot erhalten?

Ja, Fahrverbote aufgrund von Verkehrsverstößen bzw. wegen zu vieler Strafpunkte können auch gegen ausländische Fahrer verhängt werden. Das Fahrverbot gilt nur im Ausland und wird nicht nach Deutschland übertragen.

Wie lange dauert ein Fahrverbot in England?

Fahrverbot für geringe Verstöße können bis zu 56 Tage verhängt werden. Wird ein Fahrverbot für zu viele Punkte ausgesprochen, sind es sechs Monate. Die genaue Dauer wird von einem Gericht bestimmt.

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Über den Autor

Dörte - Redakteurin
Dörte L.

Dörte studierte an der Uni Potsdam Anglistik und Germanistik. Seit 2016 ist sie Teil des Redaktionsteams von bussgeld-info.de. Ihre redaktionellen Schwerpunkte liegen in Themenbereichen wie ausländische Verkehrsregeln, Vorschriften für Lkw-Fahrer und Bußgelder im Bereich Freizeit und Umwelt.

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