Im Alter fällt vieles schwerer. Die Treppen lassen sich nicht mehr so einfach erklimmen, wie sie das mal taten, der Rücken schmerzt und in vielen Fällen lässt auch das Gehör nach. Doch was bedeutet Ihr nachlassendes Hörvermögen für Ihre Fahrerlaubnis? Schwerhörigkeit kann schließlich nicht nur im Alter ein Problem darstellen. In Deutschland leben vermutlich 15 Millionen Menschen mit einer Hörminderung.
Viele Warnsignale im Straßenverkehr sind akustisch. Dazu gehören Hupen und Martinshörner, die bei Hörproblemen leichter überhört werden können. Doch müssen Sie den Führerschein bei Schwerhörigkeit immer gleich abgeben? Dieser Ratgeber beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Inhaltsverzeichnis
Muss der Führerschein bei Schwerhörigkeit abgegeben werden?
Um diese Frage zu beantworten, genügt ein Blick in Anlage 4 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV). Die Anlage umfasst eine Mängelliste an Krankheiten und Behinderungen und deren Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit von Personen. Unter Punkt 2 steht deutlich, dass das Autofahren bei hochgradiger Schwerhörigkeit und sogar bei beidseitiger Gehörlosigkeit grundsätzlich möglich ist,
wenn nicht gleichzeitig andere schwerwiegende Mängel (z. B. Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen) vorliegen.
Die Behörden und der Führerschein bei Schwerhörigkeit
Dieses Recht haben in der Vergangenheit schon Betroffene erkämpfen müssen, wie bei einem Fall, der 2016 dem Verwaltungsgericht Neustadt vorlag (Az.: 3 L 4/16.NW).
Ein 85-Jähriger hatte geklagt, nachdem ihn eine Fahrerlaubnisbehörde wiederholt zu verschiedenen Tests und ärztlichen Gutachten aufgefordert hatte.
Einem Mitarbeiter war aufgefallen, dass der Mann ein Hörgerät trug, als dieser bei der Fahrerlaubnisbehörde seinen alten Führerschein eintauschen wollte.
Daraufhin verlangt die Behörde von ihm mehrere Nachweise über seine altersentsprechende Hörleistung, zuerst ein Gutachten von seinem HNO, dann von einem anderen Arzt. Während der Betroffene den Forderungen anfangs noch nachkam, tat er dies beim dritten Mal nicht mehr, woraufhin ihm die Fahrerlaubnis mit sofortiger Wirkung entzogen wurde. Daraufhin klagte der Mann.
Das Verwaltungsgericht gab ihm Recht. Da die Schwerhörigkeit alleine keine ausreichende Behinderung beim Autofahren darstelle, sei der Führerscheinentzug offensichtlich rechtswidrig gewesen.
Führerschein trotz Schwerhörigkeit – welche Auflagen gibt es?
Wer trotz Schwerhörigkeit Auto fahren möchte, hat in der Regel keine besonderen Auflagen zu beachten. Betroffene, die einen Führerschein der Klassen C, D oder eine Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung (FzF) erlangen wollen, müssen allerdings verschärfte Bedingungen erfüllen.
Vor Erteilung des Führerscheins muss ein Gutachten in Form einer fachärztlichen Eignungsuntersuchung erfolgen und nach dem Erhalt müssen regelmäßig weitere Kontrollen absolviert werden. Außerdem müssen sich Kandidaten im Vorfeld mit drei Jahren Praxiserfahrung mit einem Fahrzeug der B-Klasse im Straßenverkehr „bewährt“ haben.
Fahrschule speziell für Hörgeschädigte
Wer einen Führerschein trotz Schwerhörigkeit oder sogar Gehörlosigkeit machen möchte, kann in einer herkömmlichen Fahrschule auf Probleme stoßen. Die Fahrlehrer sind meist weder ausgebildet noch ausgerüstet, um beim Unterricht die Kommunikation zu hörgeschädigten Schülern zu gewährleisten.
FAQ: Führerschein trotz Schwerhörigkeit
Nein. Die Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) legt fest, dass das Autofahren auch bei Schwerhörigkeit möglich ist, sofern Sie keine anderen schwerwiegenden Mängel wie eine Sehschwäche haben. Gleiches gilt auch, wenn Sie gehörlos sind.
In der Regel gelten sie für die Führerscheinklassen A und B und mit Einschränkungen für die Klassen C und D.
Ja, Sie können den Führerschein in vielen Städten in einer Fahrschule machen, die sich auf den Unterricht mit Hörgeschädigten und Schwerhörigen spezialisiert hat.