Dass eine Missachtung der Verkehrsregeln in vielen Ländern neben Bußgeldern auch Fahrverbote oder den Entzug der Fahrerlaubnis nach sich ziehen kann, ist für viele nichts Neues. Dass einige Länder aber ebenfalls Punkte vergeben und in einem Register festhalten, ist manchen bei Fahrten im Ausland nicht so klar. So gibt es ein Punktesystem auch in Frankreich. Doch ist das für deutsche Autofahrer überhaupt relevant?
Zumindest sollten Touristen wissen, dass Punkte bei unseren Nachbarn Thema sind und worin der große Unterschied zu Deutschland besteht. Wer in Frankreich Punkte bekommt und wann diese vergeben werden, erfahren Sie in folgendem Ratgeber. Wie viel Punkte in Frankreich überhaupt zusammenkommen können und welche Konsequenzen zu viele oder zu wenige Punkte mit sich bringen, klärt der Artikel ebenfalls.
Inhaltsverzeichnis
Punktesystem: Wie in Frankreich Verkehrssünder erzogen werden
Eine Geschwindigkeitsüberschreitung bedeutet in Frankreich Punkte – allerdings anders als in Deutschland. Das Punktesystem in Frankreich basiert auf einer anderen Grundlage. Denn in unserem Nachbarland werden Punkte bei Verkehrsverstößen nicht vergeben und gesammelt, sondern abgezogen. Grundsätzlich beginnen Verkehrsteilnehmer, die einen Führerschein in Frankreich erhalten, mit einem Punkteguthaben. Von diesem werden dann die Punkte abgezogen, die für einen Verstoß anfallen.
12 Punkte ist der höchste Stand, den Fahrer in Frankreich haben können. Führerscheinneulinge beginnen mit sechs Punkten auf dem Guthabenkonto. Begehen sie keine Verkehrsverstöße steigt der Punktestand dann innerhalb von drei Jahren auf 12 an.
Erreichen Betroffene den Kontostand von Null, muss in der Regel der Führerschein für sechs Monate abgegeben werden. In diesem Fall wird ein Fahrverbot verhängt, welches zu befolgen ist, denn der Führerschein wird ungültig. Missachten Fahrer die geltenden Verkehrsregeln können ihnen zwischen einem und sechs Punkte abgezogen werden. Je nachdem mit wie vielen Punkten die Ordnungswidrigkeit oder die Straftat belegt ist, erreichen Betroffene den Nullstand früher, später oder gar nicht.
Das Konto eines jeden Führerscheininhabers wird nach dem Ablauf bestimmter Fristen wieder aufgefüllt. Je nachdem welcher Verstoß begangen und welche Anzahl an Punkten abgezogen wurde, kann das unterschiedlich lange dauern. So sind Zeiträume zwischen sechs Monaten und drei Jahren möglich. Das Aufstocken des Kontos kann jedoch nur erfolgen, wenn während der Frist keine weiteren Punkte abgezogen werden oder der Führerschein nicht durch einen weiteren Verstoß ungültig wird. Im Punktesystem von Frankreich ist es also positiv, so viele Punkte wie möglich zu haben.
Welcher Verstoß bedeutet welchen Abzug?
Auch bei unseren Nachbarn sind den einzelnen Verkehrsverstößen Punkte zugeordnet, die im Punktesystem von Frankreich dann vom jeweiligen Konto des Führerscheininhabers abgerechnet werden. Je nach Schwere werden entsprechend unterschiedlich viele Punkte weggenommen. Bei Tempoverstößen gilt die Regel, je mehr km/h die Überschreitung aufweist, desto mehr Punkte kostet es den Fahrer. Es können maximal sechs Punkte für einen Verstoß abgerechnet werden. Das bedeutet auch, dass Fahrer, die zwei Mal sechs Punkte-Verstöße begehen, ihren Führerschein abgeben müssen.
Das Fahren unter Alkoholeinfluss hat in der Regel im Punktesystem von Frankreich immer einen Abzug von sechs Punkten zur Folge. Weisen Fahrer einen Wert ab 0,5 Promille auf, wird die maximale Punktzahl vom Punktekonto eingezogen. Auch hier gilt dann, dass nach zwei Verstößen das Konto bei null steht und ein Fahrverbot von sechs Monaten verhängt wird.
Punkte büßen Verkehrsteilnehmer beispielsweise auch dann ein, wenn sie mit dem Handy am Steuer erwischt werden oder ihr Fahrzeug nicht den sicherheitstechnischen Vorschriften entspricht. So können abgefahrene Reifen das Punktekonto ebenso um drei Punkte schrumpfen lassen wie abgedunkelte Seiten-oder Frontscheiben. Bei einer fehlerhaften, falschen oder fehlenden Beleuchtung können durchaus auch vier Punkte verloren gehen.
In der folgenden Tabelle finden sich weitere Beispiele dafür, wie viele Punkte für welche Verstöße im Punktesystem von Frankreich abgezogen werden können:
Verkehrsverstoß | Wie viele Punkte werden abgezogen? |
---|---|
Geschwindigkeitsübertretung zw. 20 u. 30 km/h | 2 |
Geschwindigkeitsübertretung zw. 40 u. 40 km/h | 3 |
Geschwindigkeitsübertretung > 50 km/h | 6 |
Radarwarner verwendet | 6 |
Überholen mit Gefährdung | 3 |
Vorfahrt nicht gewährt | 4 |
Rote Ampel missachtet | 4 |
Handynutzung hinterm Steuer ohne Freisprechanlage | 4 |
Fahren trotz eingezogenem Führerschein | 6 |
Fahren unter Alkoholeinfluss 0,5 bis 0,8 Promille | 6 |
Fahren unter Alkoholeinfluss > 0,8 Promille | 6 |
Alkoholtest verweigert | 6 |
Trotz Anordnung einer elektronischen Wegfahrsperre ohne diese gefahren | 6 |
Wie können Punkte noch aufgestockt werden?
Neben dem Abwarten der Frist und der damit einhergehenden automatischen Aufstockung des Kontos haben Verkehrssünder im Punktesystem von Frankreich eine weitere Möglichkeit, den Punktestand aufzubessern. Die freiwillige Teilnahme an einem Verkehrssicherheitstraining ist einmal im Jahr möglich und muss bei zugelassenen Einrichtungen erfolgen. Zudem müssen Verkehrssünder die Kosten zwischen 230 und 280 Euro selbst tragen.
Die Teilnahme bringt dann eine Gutschrift von 4 Punkten. Fehlen nicht allzu viele zu einem 12-Punkte-Kontostand, kann ein solches Training das Konto schneller auffüllen als dies mit dem Verstreichen der Frist eventuell möglich wäre. Allerdings kann ein Training nur dann absolviert werden, wenn der Führerschein nicht durch einen weiteren Verstoß ungültig geworden ist.
Müssen sich deutsche Fahrer mit dem Punktesystem in Frankreich befassen?
Bekommen deutsche Autofahrer eigentlich auch ein Punktekonto in Frankreich oder werden die Punkte bei einem Verstoß nach Deutschland übertragen? Wenn zum Beispiel Fahrer in Frankreich geblitzt wurden, sind Punkte in Deutschland zu befürchten? Diese Fragen befassen sich mit zwei unterschiedlichen Szenarien. Denn zum einen muss geklärt werden, ob und wann deutsche Verkehrsteilnehmer im Punktesystem von Frankreich erfasst werden und zum anderen ist zu definieren, ob eine Übertragung nach Deutschland funktioniert.
Punkte in Frankreich haben für Deutsche nur dann eine Bedeutung, wenn sie ihren Wohnsitz in unser Nachbarland verlegt haben und dort gemeldet sind. Haben Fahrer einen deutschen EU-Führerschein und missachten die Verkehrsregeln, muss dieser in einen französischen umgetauscht werden. Mit diesem Tausch wird ein neues Punktekonto angelegt, von dem die Behörden die entsprechenden französischen Punkte abziehen.
Haben Fahrer ihren Wohnsitz weiterhin in Deutschland gibt es kein Konto im Punktesystem von Frankreich, somit können sie also auch keine Punkte einbüßen. Eine Übertragung der eventuellen Punkte ist ebenfalls nicht möglich, da die Punktesysteme vom Grundprinzip her verschieden aufgebaut sind und nur Geldsanktionen übertragbar sind. Eintragungen in Flensburg sind daher nicht möglich. Autofahrer sollten aber nicht vergessen, dass ein Bußgeld aus Frankreich durchaus nach Deutschland überführt werden kann. Eine Vollstreckung ist ab einer Höhe von 70 Euro (inklusive aller Gebühren) nach Antrag der französischen Behörden möglich.
FAQ – Punktesystem in Frankreich
Ja, den jeweiligen Verkehrsverstößen sind immer eine bestimmte Anzahl an Punkten zugeordnet.
Nein, die Punkte werden nicht gesammelt, sondern von einem Guthabenkonto abgezogen. Ist diese bei null angelangt, wird ein Fahrverbot von sechs Monaten verhängt und der Führerschein ungültig.
Nur wenn sie ihren Wohnsitz auch in Frankreich haben und ihren Führerschein in einen französischen umtauschen. Ist dies nicht der Fall, wird kein Konto erstellt, da kein französischer Führerschein vorhanden bzw. notwendig ist.
Nein, Punkte aus Frankreich sind nicht übertragbar. Eine Eintragung in Flensburg erfolgt also nicht.