Der Begriff „Schleuderkurs“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für das Fahrsicherheitstraining. Eigentlich ist damit aber nur eine Übungsgruppe im Training gemeint, nämlich, wie der Name schon sagt, die Brems- und Ausweichmanöver, die den Wagen ins Schleudern bringen.
Der Schleuderkurs ist eine Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Deutschland, die seit den 1970er Jahren angeboten und ständig weiterentwickelt wird. Wo Schleuderkurse angeboten werden, was bei einem solchen Kurs passiert und welche anderen Übungen bei einem Fahrsicherheitstraining auf Sie zukommen, erklärt dieser Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Was Sie bei einem Schleuderkurs zu erwarten haben
Ein Schleuderkurs kann unterschiedlich aufgebaut sein. In Deutschland ist seit 1969 der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) mit der inhaltlichen Planung von Schleuderkursen und dem Fahrsicherheitstraining im Allgemeinen betraut. Der DVR gibt aber lediglich die Vorgaben für das Training. Daneben gibt es verschiedene Dienstleister wie den ADAC oder die Deutsche Verkehrswacht, die Schleuderkurse anbieten.
Die Dienstleister bieten außerdem verschiedene Kurse in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen an, sodass Anfänger und Fortgeschrittene auf ihre Kosten kommen. Durch die Qualitätssicherung des DVR lassen sich trotzdem Ähnlichkeiten feststellen.
Wer ein Fahrsicherheitstraining absolviert, muss vor dem eigentlichen Schleuderkurs noch eine theoretische Einführung besuchen.
Dabei werden verschiedene, für die Verkehrssicherheit relevante Themen besprochen:
- Die Technik der Fahrzeuge – welche Rolle spielen ESP und ABS?
- Die korrekte Fahrtechnik – wie stellen Sie Ihren Sitz richtig ein, wie wird gelenkt und welche Blicktechniken müssen Sie kennen?
- Die bevorstehende Kursstrecke – auch alle Übungen im Schleuderkurs werden im Vorfeld mit Ihnen besprochen
Die Übungen im Fahrsicherheitstraining
Anschließend geht es an die praktischen Übungen, also an den eigentlichen Schleuderkurs. Hier geht es darum, dass Sie das Fahrverhalten Ihres Autos in Extremsituationen kennenlernen, um im Ernstfall besser reagieren zu können. Dafür wird durch bestimmte Übungen gezielt Ihre Kontrolle über das Fahrzeug beeinträchtigt. So vermittelt der Schleuderkurs ein Gefühl für gefährliche Geschwindigkeiten, Straßenbeläge und andere Faktoren.
Diese Übungen können beim Schleudertraining unter anderem auf Sie zukommen:
Der Büffeltritt
Im Straßenverkehr kommt es selten vor, dass Sie einen „Büffeltritt“, also eine Vollbremsung, machen müssen. Sollte es doch einmal passieren, werden Sie besser reagieren können, wenn Sie das Gefühl einer Vollbremsung bereits aus dem Schleuderkurs kennen. Bei der Übung wird oft mit Wasserfontänen gearbeitet, die plötzlich erscheinende Hindernisse simulieren.
Die Schleuderplatte
Auf vielen Trainingsplätzen gibt es in den Boden eingelassene Dynamikplatten, die durch ruckartige Bewegungen im richtigen Moment dafür sorgen, dass Ihr Wagen die Bodenhaftung verliert. Auch bei anderen Übungen werden rutschige und wechselnde Untergründe ausgetestet.
Fahrten auf der Kreisbahn
Auf der Kreisbahn sind Sie gezwungen, konstant in einer engen Kurve zu fahren. So werden Sie und Ihr Wagen starken G-Kräften ausgesetzt und Sie können austesten, bei welcher Kurvenlage Ihr Wagen die Haftung verliert.
Wie teuer ist der Schleuderkurs? – Die Kosten für ein Fahrsicherheitstraining
Wenn Sie sich für einen Trainingskurs anmelden wollen, sollten Sie sich erkundigen, wo sich in Ihrer Nähe Fahrsicherheitszentren befinden. Allein der ADAC betreibt in Deutschland über 50 Trainingsanlagen, sodass Sie nie zu weit fahren müssen.
Die Preise für die Kurse variieren je nach Anbieter und Umfang des Kurses. Während der Basis-Schleuderkurs fürs Auto in der Regel um die 100 € kostet, kann ein aufwändigerer Intensivkurs über 150 € kosten. Informieren Sie sich deshalb vorab bei mehreren Anbietern darüber, welche Optionen es gibt.
Für wen lohnt sich ein Schleuderkurs?
Das Basis-Fahrsicherheitstraining richtet sich in erster Linie an Fahranfänger, Fahrer mit wenig Erfahrung sowie Fahrer, die lange nicht mehr gefahren sind. Junge Fahrer zwischen 18 und 25 haben laut Statistik der Deutschen Verkehrswacht das mit Abstand höchste Unfallrisiko. Obwohl nur jeder zwölfte Autofahrer in diese Gruppe fällt, ist jeder fünfte Getötete oder Verletze ebenfalls aus dieser Altersgruppe.
Nicht umsonst sind Bußgelder in der Probezeit oft höher: Junge Fahrer, die frisch aus der Fahrschule kommen, sind nicht nur unerfahren, sondern oft auch risikobereiter als andere Fahrer. Das führt dazu, dass sie oft ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen. Um dem entgegenzuwirken, haben sie im Schleuderkurs die Möglichkeit, die Auswirkungen einer riskanten Fahrweise auf ihr Auto zu erfahren.
Über den Basiskurs hinaus haben viele Anbieter auch spezielle Kurse für erfahrene Verkehrsteilnehmer im Angebot. In vielen Städten gibt es zum Beispiel ein Fahrtraining extra für Senioren. Ähnlich wie bei Fahranfängern ist das Unfallrisiko hier sehr hoch, da im Alter oft Konzentration und Reaktionsfähigkeit nachlassen.
Fahrsicherheitstraining auch für Motorradfahrer
Motorradfahrer verschulden über die Hälfte der Unfälle, an denen sie beteiligt sind, selbst. Oft sind keine anderen Fahrer in den Unfall verwickelt. Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat 2014 ergeben, dass die Unfallanfälligkeit von Motorradfahrern unter anderem stark vom Fahrertyp abhängig ist.
Deshalb empfiehlt sich auch für Motorradfahrer ein Schleuderkurs. Dieser wird zum Beispiel vom ADAC extra für Zweiräder angeboten. Der Kurs ist speziell auf das besondere Fahrverhalten vom Motorrad abgestimmt und vermittelt neben Brems- und Ausweichfähigkeiten auch ein ausgewogeneres Balance-Gefühl.
Schleuderkurs auch bei Schnee? Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit
Ein Fahrsicherheitstraining kann sich auch saisonal anbieten: Wenn zum Jahresende hin alle Blätter von den Bäumen gefallen sind und die Seen zufrieren, wird es auf den Straßen gefährlicher. Laut ADAC-Unfallforschung entstehen 80 Prozent der Unfälle zur kalten Jahreszeit durch Kontrollverlust.
Tatsächlich wird gerade im Winter das Fahrsicherheitstraining zum reinen Schleuderkurs. Im Schnee lernen Fahrer, mit rutschigen Oberflächen umzugehen. Außerdem werden Begriffe wie Profiltiefe und Winterketten besprochen und es wird erklärt, wie Sie ihr Auto winterfest machen.
FAQ: Schleuderkurs
Der Schleuderkurs stellt im Prinzip die Grundlage von einem Fahrsicherheitstraining dar. Dieses wird umgangssprachlich auch oft als solcher bezeichnet.
Üblicherweise beinhaltet der Schleuderkurse praktische Übungen. Das Bremsen, Abfangen und Ausweichen stehen hier im Mittelpunkt. Welche weiteren Übungen typisch sind, lesen Sie hier.
Teilnehmer müssen in der Regel über einen gültigen Führerschein verfügen. Das Fahrzeug muss zugelassen und verkehrssicher sein.