Zu häufigen Beschwerden nach Unfällen im Straßenverkehr zählt das sogenannte Schleudertrauma , oder auch HWS-Distorsion bzw. HWS-Schleudertrauma genannt. Die Abkürzung „HWS“ steht für Halswirbelsäule.
Hierbei treten in der Regel innerhalb eines Zeitraumes von 0 bis 72 Stunden nach einer Überstreckung bzw. Beschleunigung des Kopfes Symptome wie Sprach- und Schlafstörungen, Schwindel, Kopf- und Nackenschmerzen und ähnliches auf.
Um diesen Schmerzen einen Ausgleich zu verschaffen, stellen sich die Betroffenen häufig die Frage nach hierbei in Betracht kommenden Ersatzansprüchen. Neben den Kosten für eine ärztliche Behandlung ist dabei auch ein eventuell bestehender Anspruch auf Schmerzensgeld für ein erlittenes Schleudertrauma nach einem Autounfall von Belang.
Im folgenden Ratgeber haben wir uns dieser Thematik gewidmet. Wir erklären Ihnen, wie viel Schmerzensgeld bei einer HWS-Distorsion verlangt werden kann und worauf es dabei im Einzelnen ankommt.
Inhaltsverzeichnis
Welche Funktion hat ein Schmerzensgeld nach einem Schleudertrauma?
Nicht nur in Bezug auf ein erlittenes Schleudertrauma, sondern auch hinsichtlich sonstiger Verletzungen und körperlicher Beschwerden kommt für Betroffene ein Anspruch auf ein entsprechendes Schmerzensgeld in Betracht.
Der Zweck, dem ein solches dient, besteht dabei zum einen darin, einen gewissen Ausgleich zu verschaffen (sogenannte Ausgleichsfunktion). Hierbei soll der Betroffene für das jeweilige Ausmaß und die Stärke seiner erlittenen Lebensbeeinträchtigung entschädigt werden. Ein Schleudertrauma stellt eine derartige Lebensbeeinträchtigung dar.
Höhe vom Schmerzensgeld beim Schleudertrauma
Von großer Bedeutung ist für einen Schmerzleidenden freilich die Frage danach, in welcher Höhe er einen Anspruch auf Schmerzensgeld verlangen kann. In die Bemessungen fließen grundsätzlich die folgenden Faktoren ein:
- Art und Schwere der Verletzung (Verbleibt ein dauerhafter Schaden?)
- Bestehen oder Nichtbestehen einer eventuellen Arbeitsunfähigkeit
- Notwendigkeit einer stationären Therapie und deren Dauer
- psychische Beeinträchtigungen
- Mitverschulden des Verletzten
- Verhalten des Schadensverursachers bei der Schadensregulierung (Zeigt sich dieser einsichtig?)
- wirtschaftliche Verhältnisse des Schädigers
Je nachdem, wie der Einzelfall gelagert ist, kann ein Schmerzensgeldanspruch nach einem Schleudertrauma höchst unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich wird eine HWS-Distorsion in verschiedene Schweregrade (von 0 bis 4) eingeteilt. Das Schmerzensgeld einer HWS-Distorsion 1. Grades, bei der „lediglich“ Nackenbeschwerden auftreten, ist demgemäß weitaus geringer als das eines höheren Grades.
Die einzelnen Schweregrade beim Schleudertrauma stellen sich wie folgt dar:
Grad des Schleudertraumas | Symptome |
---|---|
0 | keine Symptome oder Beschwerden |
1 | Nackenbeschwerden (Nackenschmerzen, steifer Nacken) |
2 | Muskelverspannung, Bewegungseinschränkung, Muskelhartspann |
3 | neurologische Befunde |
4 | Fraktur(en) oder Dislokation(en) |
In der folgenden Schmerzensgeldtabelle sind zum Schleudertrauma einige Beispiele gerichtlicher Verurteilungen aufgeführt:
Schwere des Schleudertraumas | Gericht und Datum der Entscheidung | Höhe des Schmerzensgeldanspruchs |
---|---|---|
leichtes Schleudertrauma | OLG Hamm, Urteil vom 24.10.2000 | 511,29 € |
mittelschweres Schleudertrauma | AG München, Urteil vom 29.01.2013 | 2000 € |
schweres Schleudertrauma | Bundesgerichtshof (BGH), Urteil vom 28.01.2003 | 153.387,56 € |
HWS-Schleudertrauma und Schmerzensgeld: Brauche ich einen Anwalt?
Oftmals reicht bereits ein vergleichsweise harmloser Auffahrunfall, um ein Schleudertrauma zu verursachen. Wer hierbei seine Ansprüche auf Schadensersatz und Schmerzensgeld durchsetzen will, stellt sich mitunter die Frage nach der Notwendigkeit einer anwaltlichen Vertretung.
Eine solche kann sich sowohl gerichtlich als auch außergerichtlich als sinnvoll erweisen. Immerhin ist ein Rechtsanwalt im Bilde über die Gesetzeslage sowie die geltende Rechtsprechung. Zudem weiß er genau, worauf es bei der Anspruchsdurchsetzung ankommt.
Für Prozesse vor dem Amtsgericht ist eine anwaltliche Vertretung nicht zwingend vorgeschrieben. Ab Streitwerten über 5.000 Euro ist das Landgericht zuständig und ein Anwalt zwingend notwendig.
FAQ: Schleudertrauma
Hierbei handelt es sich um eine Verletzung der Muskel, Bänder und Sehnen im Bereich der Halswirbelsäule, die unter anderem durch die ruckartigen Bewegungen im Zuge eines Auffahrunfalls entstehen kann.
Grundsätzlich kann eine solche Verletzung zu einem Anspruch auf Schmerzensgeld führen. Ob dies in Ihrem individuellen Fall tatsächlich so ist, lässt sich pauschal aber nicht sagen.
Eine konkrete Summe lässt sich nicht beziffern, da bei der Bemessung die individuellen Umstände des Unfalls und der Beteiligten zu berücksichtigen sind. Eine grobe Orientierung kann aber diese Schmerzensgeldtabelle ermöglichen.