Um Raser dingfest zu machen, bedarf es Blitzer und Radarfallen. Doch um ortskundigen Fahrern auf die Schliche zu kommen, die nach einer entsprechenden Anlage einfach wieder aufs Gas gehen, wird sich wahrscheinlich zunehmend eine neue Methode zur Geschwindigkeitsmessung durchsetzen: Section Control.
Dabei handelt es sich um einen Strecken-Radar, der zunächst in der Region Hannover als bundesweit erster Pilotversuch getestet wird.
Doch wie funktioniert Section Control und warum gibt es bislang so viel Gegenwind für dieses Verfahren? Erfahren Sie mehr über Section Control in Deutschland im folgenden Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Was kennzeichnet Section Control?
In anderen europäischen Ländern ist die Abschnittskontrolle mit Section Control bereits etabliert. Die Ergebnisse aus Österreich oder den Niederlanden lassen darauf schließen, dass diese Methode eine entsprechend abschreckende Wirkung mit sich bringt. Doch inwiefern bietet dieses Verfahren Vorteile im Vergleich zu den gängigen Anlagen?
Zum einen handelt es sich um einen sehr langen Messbereich. Der Straßenabschnitt, der beobachtet wird, ist mehrere Kilometer lang. Im Gegensatz dazu erfasst zum Beispiel die Brückenabstandsmessung VAMA nur ein paar hundert Meter.
Zum anderen werden alle Kraftfahrzeuge, verdachtsunabhängig, gefilmt. Bei anderen videobasierten Methoden sind meist Polizeibeamte anwesend, die in der Regel bei Verdacht auf einen Temposünder den Auslöser oder Knopf betätigen.
Für die aufgezeichneten Fahrzeuge werden die Durchschnittsgeschwinidgkeiten automatisch errechnet. Section Control ist dabei sogar in der Lage, zwischen einem Lkw mit Anhänger und einem Pkw mit sowie ohne Anhänger zu unterscheiden, sodass die Auswertung auch die entsprechenden Höchstgeschwindigkeiten der unterschiedlichen Fahrzeugarten berücksichtigt.
Wie wird die Geschwindigkeit mit Section Control ermittelt?
Prinzipiell gibt es zwei Stellen auf einer bestimmten Streckenlänge, an denen eine Messung stattfindet.
Jeweils zwei Überkopfkontrollpunkten sind mit Kameras ausgestattet, die ein Fahrzeug sowohl beim ersten als auch beim zweiten Kontrollpunkt fotografieren. Gegebenenfalls wird ein drittes Bild gemacht, kurz nachdem das Fahrzeug aus der Zone raus fährt.
Die Bilder sind zunächst verschlüsselt.
Erst wenn der Abgleich der Fotos eine Geschwindigkeitsüberschreitung ergibt, wird ein klassisches Blitzerfoto mit dem Gesicht des Fahrers angefertigt. Das in Section Control zwischengespeicherte Einfahrtsbild dient der Beweissicherung.
Die Identifizierung der Fahrzeuge erfolgt anhand der Kfz-Kennzeichen. Es gibt nämlich bei Section Control eine automatische Nummernschilderkennung.
Die Kritik an Section Control
Wie erwähnt, befindet sich die Methode Section Control in Deutschland noch in der Testphase. Vor allem aufgrund von datenschutzrechtlichen Bedenken stößt das Messverfahren auf viel Kritik. Denn durch die Funktionsweise von Section Control werden kurzzeitig massenhaft Daten erfasst. Das Datenschutzrecht bezüglich der Vorratsdatenspeicherung müsste dahingehend geändert werden. Die Frage steht im Raum, ob wirklich alle Daten automatisch und spurenlos gelöscht werden, wenn keine Geschwindigkeitsüberschreitung vorliegt.
Daneben weist Section Control auch anderweitig Nachteile auf. Denn kurzzeitige Geschwindigkeitsschwankungen oder Übertretungen erfasst das System nicht. Diese Ordnungswidrigkeiten würden dann nicht bestraft werden können.
Außerdem kann eine fehlerhafte Kontrollreihe die gesamte Abschnittskontrolle durch Section Control wertlos machen. In beiden Fällen könnte trotz Verstoßes kein Bußgeld verhängt werden.
FAQ: Section Control
Durch Section Control kann die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs ermittelt werden. Dabei werden über einen längeren Abschnitt Daten erfasst, aus welchen dann die durchschnittliche Geschwindigkeit, in welcher der Messbereich passiert wurde, ermittelt wird. Liegt diese über dem Tempolimit, löst der Blitzer aus.
Zwar ist diese Messtechnik in Deutschland in Niedersachsen erlaubt, seitdem das Polizeigesetz entsprechend geändert wurde, allerdings sind aktuell keine Radaranlagen, die per Abschnittskontrolle funktionieren, in Betrieb.
Datenschützer kritisieren immer wieder, dass bei dieser Messtechnik zu viele Daten des jeweiligen Fahrzeugs gesammelt werden.