Als Erholungs- und Freizeitgebiet ist der Wald in Deutschland für viele ein beliebtes Ziel. Ob Wandern, Spazierengehen, den Hund ausführen, Radfahren oder Reiten – Wälder bieten Platz und passende Umgebung für eine Vielzahl an Aktivitäten. Dass dabei allerdings auch bestimmte Regelungen zu beachten sind, sollte selbstverständlich sein. So sollten Besucher in trockenen und heißen Zeiten die Waldbrandgefahr immer ernstnehmen.
Wann in Deutschland eine Waldbrandgefahr besteht und wie Sie sich bei einer solchen verhalten, betrachtet der nachfolgende Ratgeber näher. Darüber hinaus beleuchtet er die Funktion des sogenannten Waldbrandgefahrenindexes und geht darauf ein, für wen ein Waldbrand eine Gefahr darstellt.
Inhaltsverzeichnis
FAQ: Waldbrandgefahr
In regenarmen Zeiten bzw. auch bei großer Hitze kann sich die Waldbrandgefahr in den Wäldern erhöhen. Welches Verhalten im Wald dann angebracht ist, legen unter anderem die Landeswaldgesetze fest.
Ja, sowohl die Waldbrandwarnstufen als auch die Waldgefahrenklassen und der Waldbrandgefahrenindex unterstützen bei der Einschätzung eines Waldbrandrisikos. Was die Warnstufen bedeuten, erfahren Sie hier.
Rauchen und (offenes) Feuer ist in dieser Zeit höchstgefährlich und daher tabu. Weitere Tipps haben wir hier zusammengefasst. Wie Sie sich bei einem Waldbrand richtig verhalten, erfahren Sie auch bei der örtlichen Feuerwehr bzw. den zuständigen Forstbehörden.
Deutschland: Wann besteht Waldbrandgefahr?
Gründe für Waldbrände gibt es viele. Sowohl natürliche, wie Blitzschläge oder langanhaltende Hitze, als auch von Menschen verursachte Gründe, wie weggeworfene Zigaretten, Grillen oder das Befahren des Waldes mit einem Kraftfahrzeug, können zu Bränden führen.
Ein Großteil der Waldbrände wird in Deutschland durch Unachtsamkeit oder Vorsatz verursacht. Laut der Allianz-Versicherung haben lediglich rund fünf Prozent der Waldbrände eine natürliche Ursache.
Doch wann besteht eigentlich eine Waldbrandgefahr? Üblicherweise tragen regenarme Zeiten sowie lang andauernde Hitzeperioden dazu bei, dass der Waldboden sowie auch die Vegetation austrocknen. Dies bietet einem Brand Nährboden und erhöht somit die Waldbrandgefahr. Trockenes Unterholz, vertrocknete Wiesen in Wäldern oder auch Bäume mit einem großen Anteil an brennbaren natürlichen Ölen sind bei besonders trockenen Bedingungen Risikofaktoren.
Um frühzeitig auf ein erhöhtes Risiko, also eine Waldbrandgefahr, hinzuweisen, gibt es Deutschland verschiedene Methoden. Die Behörden haben dann die Möglichkeit, je nach Sachlage verschiedene Warnstufen auszusprechen. Diese Stufen spiegeln das Risiko eines Brandes wieder und bringen bestimmte Verhaltensregeln mit sich.
Wie wird eine Waldbrandgefahr aktuell bestimmt?
Eine Waldbrandgefahr bzw. Waldbrandgefährdung wird seit 2013 in Deutschland mit bundeseinheitlichen Warnmodellen bestimmt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren unterschiedliche Indizes oder Waldbrandgefahrenstufen in der Nutzung. Um eine bestehende Gefahr einheitlich darzustellen, sind fünf Stufen vorgesehen, wobei die Stufe 1 die geringste Waldbrandgefahr bedeutet.
Durch die mit den Stufen einhergehenden gesetzlichen Verhaltensregeln dienen diese in erster Linie der Verhinderung von Waldbränden. Die Landeswald- bzw. die Landesforstgesetze bestimmen, welches Verhalten bei welcher Warnstufe unbedingt zu beachten ist. Darüber hinaus kommen regional auch die gültigen Waldbrandschutzverordnungen zur Anwendung, die ebenfalls die Einteilung der Waldbrandgefahr in Stufen regelt. Wann welche Stufe ausgerufen wird, ist jedoch regional unterschiedlich.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über alle Gefahren, die durch bestimmte Wetterlagen hervorgerufen werden können. Auch über eine bestehende Waldbrandgefahr informiert der DWD und nutzt dazu die Angaben der örtlichen bzw. regional zuständigen Behörden.
Vor einem Waldspaziergang oder generell vor dem Betreten eines Waldgebietes können sich Interessierte entweder beim DWD oder der örtlichen Feuerwehr über eine aktuelle Waldbrandgefahr informieren. Sind Gebiete regelmäßig einem höheren Risiko ausgesetzt, wird darauf an den Wegen und Waldrändern meist durch ein Schild hingewiesen.
Üblich ist die Einteilung in sogenannte Waldgefahrenklassen in den östlichen Bundesländern. Diese weitere Klassifizierung soll ebenfalls dabei helfen, eine eventuelle Waldbrandgefahr einschätzen zu können.
Die hier verwendeten Klassen berücksichtigen die Zünd- und Brennfähigkeit der Baumarten in diesen Waldgebieten. Kiefernwälder, die es häufig in den östlichen Bundesländern gibt, weisen meist eine höhere Brennfähigkeit auf als Misch- oder Laubwälder. Die Waldgefahrenklassen reichen von A bis C, wobei die Klasse A die höchste Stufe darstellt.
Die zuständigen Forstämter und Forstbehörden aktualisieren diese Einstufung in regelmäßigen Abständen anhand der vorhandenen Baumbestände und der Auswertung von vergangenen Bränden.
Eine solche Klassifizierung wird zudem auch durch die EU-Kommission für die europäischen Waldgebiete verwendet. So wird beispielsweise der Waldbestand des Landes Brandburg mit denen in Südfrankreich oder Südspanien gleichgestellt was die Waldbrandgefahr anbelangt. All diese Gebiete sind durch die EU-Kommission in die Klasse A eingestuft.
Waldbrandgefahrenindex: Wie wird dieser berechnet?
Die Waldgefahrenklassen sind aber nicht die einzige Methode, um eine Waldbrandgefahr einzuschätzen. Der Waldbrandgefahrenindex ist eine weitere Option, das Risiko eines Brandes zu berechnen. Für diese Indizes sind die aktuellen Klimadaten von Bedeutung. Der Index bezieht auch die tagesaktuelle Witterung mit ein, was eine genauere Beurteilung des Waldbrandrisikos erlaubt.
Derzeit wird in der Regel der Waldbrandgefahrenindex WBI verwendet, so auch durch den DWD. Bei diesem kommen neben den tagesaktuellen Wetter- und Klimadaten auch die Beschaffenheit des Waldes, des Waldbodens und des Kronenbereichs zum Tragen. Als Ausgangsdaten bei den Klimawerten sind unter anderem die Mittagswerte der Lufttemperatur, der Luftfeuchte sowie der Windgeschwindigkeit von Bedeutung. Darüber hinaus sind auch die Niederschlagssumme der letzten 24 Stunden und im Frühjahr auch die Schneehöhe am Morgen wichtig.
Den Waldbrandgefahrenindex ziehen die örtlichen Behörden dann ebenfalls heran, wenn sie bestimmten wollen, ob eine Warnstufe ausgerufen wird oder nicht. Diese Stufen haben die folgende Bedeutung:
- 1: sehr geringe Gefahr
- 2: geringe Gefahr
- 3: mittlere Gefahr
- 4: hohe Gefahr
- 5: sehr hohe Gefahr
Die aktuelle Lage und den tagesaktuellen Index finden Sie beim DWD auf folgender Seite: dwd.de
Je nach Warnstufe sind nicht nur Waldbesucher gehalten, sich entsprechend vorsichtig zu verhalten. Auch das Forstpersonal hat dann verschiedene Aufgaben. So können besondere Waldbranddienste eingesetzt und Feuerwachtürme mit mehr Personal ausgestattet werden. Oft ist es zudem möglich, bei der Stufe 4 für das entsprechende Waldgebiet ein Betretungsverbot auszusprechen und das Gebiet für die Allgemeinheit zu sperren.
Welche Sanktionen drohen, wenn sich Waldbesucher nicht an die Vorschriften halten und einen Brand auslösen, zeigt die nachfolgende Tabelle:
Verstoß | Sanktion |
---|---|
offenes Feuer im Wald entfacht trotz Verbot | 50 - 2.500 EUR teilweise bis 55.000 EUR |
Brandstiftung | Geld- oder Freiheitsstrafe zw. 1 und 10 Jahren |
Schwere Brandstiftung | Freiheitsstrafe zw. 6 Monaten und 5 Jahren |
Besonders schwere Brandstiftung | Freiheitsstrafe nicht unter 2 bzw. 5 Jahre |
Brandstiftung mit Todesfolge | Freiheitsstrafe nicht unter 10 Jahren |
Fahrlässige Brandstiftung | Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 3 bzw. bis zu 5 Jahren |
Herbeiführen einer Brandgefahr | Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 1 bzw. bis zu Jahren |
Richtiges Verhalten bei bestehender Waldbrandgefahr
Besteht eine Waldbrandgefahr und weist eine Warnstufe auf diese hin, müssen Besucher bestimmte Verhaltensregeln beachten.
Es sollte zu jeder Zeit selbstverständlich sein, im Wald nicht zu rauchen oder diesen mit einem Kraftfahrzeug zu befahren. Das gilt umso mehr, wenn eine Warnstufe herrscht und das Risiko eines Brandes erhöht oder hoch ist.
Jeder Funke kann in der trockenen Vegetation ein Feuer verursachen. Auch das Entsorgen von Müll sollte niemals im Wald stattfinden. Glas und andere hochreflektierende Materialen tragen dazu bei, dass sich trockenes Holz oder vertrocknete Pflanzen schneller entzünden können.
Offenes Feuer ist im Wald grundsätzlich verboten. Grills oder Lagerfeuer dürfen nur an vorgesehenen Feuerstellen entfacht werden. Bei einer ausgerufenen Warnstufe sollten Besucher im Wald davon jedoch absehen, wenn eine höhere Stufe die Nutzung der Feuerstellen nicht generell untersagt.
Ist dann jedoch ein Brand ausgebrochen und befinden Sie sich in einem Gebiet mit hoher Waldbrandgefahr, rät die Feuerwehr Folgendes:
- Waldbesucher sollte Ruhe bewahren und sich seitlich zur Windrichtung vom Brand wegbewegen
- Mit Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen, Tüchern vor Funkenflug und Rauch schützen
- In Richtung von Gebieten mit weniger brennbarem Material bewegen (Lichtungen, Straßen, breite Wege)
- Falls vorhanden, Rettungsdecke nutzen, silberne Seite nach außen
- Über die 112 Feuerwehr informieren
Für die Meldung eines Waldbrandes sind bestimmte Informationen besonders wichtig. Es sollte immer eine möglichst genaue Ortsangabe erfolgen. Hier sind zum Beispiel auch besondere Merkmale vor Ort von Bedeutung. Das kann ein auffälliger Baum sein, ein Hügel, Schilder oder Wanderwegmarkierungen.
Teilen Sie der Feuerwehr auch mit, was brennt. Verbreitet sich das Feuer auf dem Boden oder in den Bäumen? Wie weit verbreitet ist das Feuer bereits? Geben Sie an, ob Menschen oder Gebäude vom Feuer bedroht sind. Sind Sie selbst in der Lage dazu, warten Sie auf die Rettungskräfte und weisen Sie diesen den Weg. Geben Sie bei der Notrufzentrale auch eine Rückrufnummer an.